Das Aufstehen zählt für viele Menschen zu den größten Herausforderungen des Tages, auch für André Tomse. Nur steht er eben nicht erst um halb 8 auf, sondern schon um 4.20 Uhr, zumindest manchmal. Was den 22-jährigen angehenden Pfleger aber motiviert, ist der Gedanke an seinen Job. „Sobald ich wach bin, denke ich: Jetzt hab’ ich richtig Bock auf die Arbeit“, sagt André.

Seit Juni 2020 lernt und pflegt er im Klinikum am Gesundbrunnen in Heilbronn und der angeschlossenen Bildungsakademie. Als angehender Generalist – ein Ausbildungsprofil, das es in Deutschland erst seit 2020 gibt –, kann er „in allen Bereichen arbeiten, ob in der Kinderheilkunde, der Erwachsenen- oder Altenpflege“. Der Bad Friedrichshaller schätzt dabei vor allem den Kontakt zu seinen Patienten. „Man kann sehr viel ausrichten in dem Beruf. Die Dankbarkeit, die man von seinen Patienten bekommt, ist überwältigend“, sagt André.
Eisberg
Schon nachdem er die Mittlere Reife auf dem zweiten Bildungsweg abgeschlossen hatte – schulische Grundvoraussetzung für den verantwortungsvollen Berufsstand – leistete André sein FSJ als Rettungssanitäter und verlängerte danach gleich um ein halbes Jahr. „Ein kleines Helfersyndrom hat wahrscheinlich jeder in dem Beruf“, sagt er. Seines kann er nicht nur als Pflegefachkraft ausleben, sondern in seiner Freizeit auch bei der Freiwilligen Feuerwehr.
Empathie sei ein wichtiger Charakterzug für Pflegende. „Man sollte vor dem Patienten nicht wie der Eisberg vor der Titanic stehen“, sagt André schmunzelnd. Weil viel Verantwortung auf den Pflegenden lastet und viele Dinge gleichzeitig passieren können, seien zudem strukturierte Denkprozesse wichtig. „Man muss Augen und Ohren immer überall zugleich haben.“
Drei Jahre dauert die Ausbildung, die in Theorie- und Praxisblöcke unterteilt ist. Besonders lehrreich sind die Praxisanleiterstunden, die etwa zehn Prozent der Zeit ausmachen. „Da bekommt man individuelle Anleitungen zu allen möglichen Themen im laufenden Betrieb.“
Dass nur drei seiner 23 Mit-Azubis männlich sind, stört André nicht im Geringsten. „Wir machen alle dasselbe, haben dieselben Absichten. Und wenn mal von außen ein blöder Spruch kommt, reagiert man am besten mit Humor.“
Hintergrund
Erst seit vergangenem Jahr existiert die vereinheitlichte Pflegeausbildung zum Generalisten flächendeckend. Sie vereint die Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege in einem Berufsabschluss. „Wichtig ist, dass es EU-weit genormt ist. Beherrsche ich also die Sprache, kann ich in jedem EU-Land arbeiten“, erklärt André Tomse. Außerdem schließen sich an die Ausbildung viele Weiterbildungs- und Vertiefungsmöglichkeiten an.
Beitrag von Sebastian Kohler