Im eigenen Familienunternehmen ist nicht nur das Private, sondern auch das Berufliche unter demselben Dach.
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Familienunternehmen übernehmen: Das sind die Chancen und die Risiken

Es klingt einfach: Wer in den Familienbetrieb einsteigt, setzt sich ins gemachte Nest. Aber: Ein Familienunternehmen bietet auch ganz besondere Fallstricke für die eigene Karriere.

Im eigenen Familienunternehmen ist nicht nur das Private, sondern auch das Berufliche unter demselben Dach.

Immer wieder schließen Familienunternehmen, weil sie keinen Nachfolger finden. Aus der eigenen Familie ist niemand bereit, den Betrieb zu übernehmen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Manche Kinder denken, dass ihnen die Eltern zeitlebens in die Geschäftsentscheidungen hineinreden und sie nicht ihr eigener Herr sein können. In einigen Familienbetrieben blenden die Führungskräfte die Nachfolge-Frage aus. Das Thema ist oft unangenehm und schürt Zukunftsängste. Außerdem sind viele Kinder schlicht nicht an der Führung ihres Familienbetriebs interessiert. Sie sehen ihre Zukunft viel eher in einer sicheren Anstellung in einer anderen Branche.

Dabei bietet die Übernahme eines gut funktionierenden Familienunternehmens in einigen Fällen gute Chancen für die Zukunft. Wenn sich die Kinder für die entsprechende Branche interessieren, sind sie schon von klein auf mit der Materie vertraut. Ist das Verhältnis zu den Eltern gut, werden diese den Nachwuchs zeitlebens bei Geschäftsfragen unterstützen, sofern sie gefragt sind.

Im Familienunternehmen profitiert man von Kontakten

Und wirklich neu ist der Nachwuchs im Betrieb nicht: Sofern man schon jahrelang mitgearbeitet hat, sind einem viele Kunden schon vertraut und der Generationenwechsel in der Geschäftsführung verläuft fließend. Von diesem Netzwerk kann man durchaus profitieren und muss nicht – wie bei einer Neugründung oder einem Start-up-Unternehmen – komplett neu, bei Null, anfangen.

Außerdem ist eine solide Basis, ein gut funktionierendes Familienunternehmen, eine starke Grundlage, um die Firma modern weiterzuführen und beispielsweise in Richtung digitaler Aufstellung weiterzuentwickeln. Hier kann ein Generationenwechsel wahre Wunder bewirken und den Betrieb fit für die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen machen.

Pfedelbacher steigt in Familienbetrieb ein

Einer, der sich vorgenommen hat, den Schritt zu wagen und das Familienunternehmen zu übernehmen, ist Constantin Mozer aus Pfedelbach in der Nähe von Heilbronn. Mit einem Bein steht er im Masterstudium, mit dem anderen schon im eigenen Betrieb. Mozers Familie betreibt auf dem Lerchenhof einen Obstbaubetrieb – mit Schwerpunkt auf Apfelanbau- und Produktion sowie einer Brennerei.

Für den 25-Jährigen war nicht immer eindeutig, dass ihn sein Weg zurück ins Familienunternehmen führen würde. „Mit der Entscheidung für den Bachelorstudiengang Getränketechnologie war es dann aber eigentlich klar“, erzählt Mozer. Grundsätzlich könne es aber von Vorteil sein, wenn man nach der Schule erst einmal was anderes macht und was anderes sieht, sagt er.

Familienunternehmen: Eltern als Kollegen

Das Interesse am eigenen Familienunternehmen sei einfach immer mehr gewachsen. Besonders für Destillate und Liköre. Das Brennen habe er unter anderem von seinem Opa beigebracht bekommen. Aktuell konzentrieren sich seine Aufgaben im Familienbetrieb auf Brennerei und Marketing.

Konflikte mit den Eltern kennen wohl die meisten. Aber wie ist es, wenn diese im Familienunternehmen gleichzeitig die Kollegen oder gar die Vorgesetzten sind? Mozer: „Einerseits ist es cool, andererseits ist es schwierig, das zu trennen. Bei meinen Großeltern merkt man, dass sie bestimmte Aufgaben nur schwer loslassen können.“ Hier treffen ganz unterschiedliche Sichtweisen aus verschiedenen Generationen aufeinander.

Junge Nachfolger setzen beim Familienunternehmen auf Social Media

Als junger Mitarbeiter hat Constantin Mozer vor allem die Zukunft des Familienunternehmens – und den sich auch in seiner Branche vollziehenden digitalen Wandel im Blick. Für ihn ist vor allem der Auftritt von „Mozers Spirit“ auf Social Media wichtig: „Das ist eine Basis, um die man heutzutage nicht mehr herumkommt.“

Die Freiheit, eigene Ideen im Familienunternehmen auszugestalten, umzusetzen und besonders schnell Ergebnisse zu sehen, ist das, was Constantin Mozer an seiner Arbeit im eigenen Betrieb in der Nähe von Heilbronn momentan am meisten schätzt. Aber es sind auch die Erlebnisse. Zum Beispiel, wenn die Ernte abgeschlossen ist und „alle darauf anstoßen. Das ist einfach schön.“

Von Marie Provencal