Strikte Hygienevorschriften, Schutzkleidung, Vollhaube, Schleusen: Das Fleischwerk von Kaufland in Heilbronn wirkt wie eine Kombination aus Operationssaal und Hochsicherheitstrakt. Nadine Fiedler steckt die Hände in eine Vorrichtung, die ihr Seife in die Handflächen spritzt. Ein grünes Lämpchen leuchtet auf und sie darf zu den Waschbecken. Hände waschen, und weiter geht es zur nächsten Station. Hier kommt Desinfektionsmittel aus der Maschine.

Fiedler läuft über ein Band mit blauen Bürsten, die die Schuhe reinigen. Geschafft: Sie kann mit ihrer Arbeit beginnen. Die 20-jährige Heilbronnerin lacht – für sie ist das Routine. „Hygiene ist bei unserer Arbeit eben das A und O“, erklärt sie. Fiedler ist im dritten Ausbildungsjahr zur Fachkraft für Lebensmitteltechnik.

Die Arbeit mit Lebensmitteln hat Tradition
„Ich bin mit Lebensmitteln aufgewachsen“, sagt sie. Die Mutter Konditorin, der Großvater Metzgermeister, kein Wunder, dass ihr der Job so gut gefällt. „Mein Opa lebt leider nicht mehr, aber ich merke in der Ausbildung oft, wie viel er mir an Wissen mitgegeben hat.“
Auszubildende Lebensmitteltechniker durchlaufen viele Bereiche: von der Lebensmittelproduktion über die Verpackung und Qualitätssicherung bis hin zu mikrobiologischen Laborarbeiten. Fiedler mag die Stationen besonders, in denen sie viel körperliche Arbeit leistet. „Am besten gefällt es mir in der Rohwurstproduktion“, sagt sie. Dort möchte die 20-Jährige nach ihrer Ausbildung übernommen werden.
Zum Arbeitsbeginn richten wir unseren Produktionsraum her, besorgen Kutterwagen und Probebecher für das Labor.“ Dann wiege sie das Fleisch und das Fett ab und hacke das noch gefrorene Fett. Die Rezepte für die Rohwurst, inklusive der Gewürzmenge, müssten ganz genau eingehalten werden. Nachdem die Zutaten vermischt sind, entnimmt sie eine Probe. Rohwurst sei ein besonderes Produkt, da es nicht thermisch behandelt, also gekocht, gegart oder gebacken wird. So muss es im internen und in einem externen Labor kontrolliert werden, unter anderem auf die Anfangskeimzahl und Salmonellen hin.

Tipps für Interessierte
Auch andere Lebensmittelhersteller bieten die Ausbildung an. „Dass ich bei Kaufland im Fleischwerk gelandet bin, war ein glücklicher Zufall“, sagt Fiedler. Sie rät: Wer mit Fleischwaren arbeiten möchte, dürfe sich nicht an dem anfangs gewöhnungsbedürftigen Geruch stören. Zum Probieren werde aber niemand gezwungen: „Hier arbeiten tatsächlich sehr viele Vegetarier.“ Ansonsten sollten Interessenten ein grobes technisches Verständnis mitbringen.
„Man lernt in der Ausbildung Fließschemen und -bilder kennen und wie man Verpackungsmaschinen und Produktionslinien aufrüstet und anfährt.“ Nach der Ausbildung könne man in vielen Bereichen anfangen: als Maschinenführer, in der Produktion, oder sogar in der Entwicklung neuer Lebensmittel.
Beitrag von Annika Heffter