Kim Bryzek ist mit ihrer Berufswahl zufrieden. Seit September ist sie Auszubildende der Orthopädietechnik im Sanitätshaus Weber Greissinger in Heilbronn. Nach ein paar Semestern Geografie brauchte sie etwas Anderes. „Das war mir zu viel Auswendiglernen.“
In einem Orientierungsgespräch bei der Agentur für Arbeit sei Orthopädietechnik erwähnt worden. „Ich habe drei Tage Praktikum gemacht – das hat schon gereicht“, sagt Bryzek. Warum Praktika so wichtig sind, erfährst du in diesem Artikel.
Orthopädietechnik: Lernen an den Maschinen
Aktuell arbeitet sie sich an den Maschinen ein, bedient beispielsweise die Schleifmaschine. Die 24-Jährige baut aber auch schon Prothesen zusammen, die dann ein Körperteil ersetzten, und modelliert mit Gips. Ab dem zweiten Lehrjahr kommen auch Vorgespräche mit Patienten dazu.
Der schulische Teil der Ausbildung findet mit zwölf Wochen pro Schuljahr im Blockunterricht statt. Fächer sind unter anderem Orthetik, Prothetik und Rehatechnik. Eine der Ausbildungsstätten ist die Kerschensteiner Schule in Stuttgart.
Die Patienten seien bunt gemischt. „Manchmal kann es lange dauern, bis man etwas angepasst hat. Dabei nicht zu reden, wäre seltsam“, rät Bryzek schüchternen Bewerbern. Ein bisschen handwerkliches Geschick sei auch von Vorteil.
In ihrem Betrieb sei aber immer jemand da, der Fragen beantwortet. In der Abteilung arbeiten sechs ausgebildete Techniker und drei Auszubildende. Es könnte besser sein, sagt Fidan Lleshi, der gerade den Meister macht und im selben Sanitätshaus arbeitet. „Wir sind chronisch unterbesetzt.“ Davon seien alle Sanitätshäuser betroffen.
Personalmangel in der Orthopädietechnik
Das Problem kennt auch Thorsten Zietsch. Der Orthopädietechniker ist seit 2012 Meister und würde gerne ausbilden. „Uns fehlt so viel Personal. Das wäre nicht fair dem Auszubildenden gegenüber.“ Er müsse auch immer wieder Aufträge absagen.
Im Sanitätshaus am Markt in Öhringen ist Zietsch der einzige Orthopädietechniker. Er begleitet die Patienten von der Anamnese bis zum fertigen Produkt. Dazwischen liegen Preisanfragen, Gespräche mit Ärzten und Krankenkassen, Kostenvoranschläge und die Herstellung des gewünschten Produkts. Das kann von einer Prothese, über eine Orthese, die den Körper in seiner Funktion unterstützt, bis zum Rollstuhl, der in die Rehatechnik fällt, alles sein.
Abwechslung im Arbeitsalltag eines Orthopädietechnikers
„Jeder braucht uns mal“, sagt Zietsch. Es kämen ältere Menschen genauso wie junge Sportler, die nach einer Verletzung versorgt werden müssen. Deshalb sei die Zukunft des Berufs gesichert.
Die Abwechslung gefällt Zietsch, der ursprünglich eine Ausbildung zum Goldschmied abgeschlossen hat, besonders gut. Außerdem betont er die Sinnhaftigkeit seiner Arbeit: „Jemanden auf den Prothesen laufen zu sehen, die ich gebaut habe, löst in mir ein besonderes Gefühl aus.“
Beitrag von Laura Bernert