Mitte Oktober heißt es für viele Erstsemester: Ab an die Hochschulen. Doch gerade in Zeiten, in denen die Preise steigen und Studierende mit hohen Lebenshaltungskosten konfrontiert sind, stellt sich schnell die Frage: Wie finanziere ich eigentlich das Studium? Vielleicht mit einem Stipendium?
Davon gibt es bundesweit über 2500. Zu den bekanntesten Programmen zählen die der 13 Begabtenförderungswerke und das Deutschlandstipendium. Aber es werden auch viele zeit- und zweckgebundene Stipendien für Auslandsaufenthalte oder Abschlussarbeiten angeboten. Falls es mal bei Hausarbeiten zeitlich eng werden sollte, in diesem Artikel gibt’s Last-Minute-Tipps.
Stipendium: Informieren, aber wo?
Erste Informationen zum Überblick können Interessierte zum Beispiel auf der Seite mystipendium.de oder auf elternkompass.info der Stiftung der Deutschen Wirtschaft finden. Dort kann etwa der „Stipendium-O-Mat“ erste Orientierung zu passenden Stipendien verschaffen.
Eine Aufnahme in Stipendienprogramme ist grundsätzlich zwar auch während des Studiums möglich. Ulrich Müller vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) empfiehlt aber eine frühe Bewerbung: „Je früher ich ein Stipendium habe, desto länger kann ich gefördert werden.“ Bei vielen Programmen ist es Voraussetzung, dass Geförderte noch mindestens vier Regelsemester studieren. Die Bewerbungsfrist ist teilweise nur zweimal im Jahr.
Nicht nur die Noten zählen für ein Stipendium
Für die Bewerbung braucht es meist ein Motivationsschreiben, Nachweise von gesellschaftlichem Engagement und Gutachten zur Person. Typische Fehler bestehen darin, nicht Korrektur lesen zu lassen oder nach den notwendigen Dokumenten zu schauen, sagt Christina Lehmann von Elternkompass. Auch auf Bewerbungsgespräche kann man sich gut vorbereiten. „Authentisch bleiben, ehrlich und locker sein“, sagt Ulrich Hawel von der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Neben den Noten kommt es vor allem auf die Gesamtperson an. „Generell versuchen wir, gegen Stipendienmythen anzukämpfen und die Angst vor der Bewerbung zu nehmen“, sagt Lehmann. Insbesondere biografische Hindernisse wie Migrationshintergrund, ein nicht-akademischer Hintergrund, Fluchtzusammenhang oder chronische Krankheiten können einen Ausgleich zu Noten darstellen.
Engagement ganz breit gefasst
Wer nun gleich abwinkt, weil in Bezug auf ein Stipendium Nachweise für gesellschaftliches Engagement fehlen, sollte sich nicht entmutigen lassen. Oft zählen auch Aktivitäten, an die man im ersten Moment gar nicht denkt. Die Pflege von Familienangehörigen oder private Lesekreise etwa. Ulrich Müller empfiehlt: „Da nicht zu demütig sein, sich nicht klein denken.“
Bei der Entscheidung für oder wider ein bestimmtes Stipendium sollten sich Interessierte dann Fragen stellen wie: Kann ich mich in der Stiftung wohlfühlen? Stimmen die vertretenen Werte mit den eigenen überein? Und wie möchte ich mich in der Stiftung einbringen? Auf solche Punkte gilt es in der Bewerbung einzugehen. „Man sollte genau wissen, mit welcher Stiftung man es zu tun hat“, sagt Hawel.
Eine Bewerbung muss manchmal gar kein großer Aufwand sein. Bei kleineren Programmen reicht häufig schon eine schriftliche Bewerbung und man hat gute Chancen auf eine Aufnahme. „Manchmal ist es sehr unkompliziert oder kurzfristig machbar“, sagt Müller.
Wie viel Geld gibt’s beim Stipendium?
Wie viel Geld nach einer erfolgreichen Aufnahme am Ende auf dem Konto landet, ist unterschiedlich. Während kleinere Stiftungen einen Zuschuss zur Lebenshaltung finanzieren, bemisst sich die Höhe bei den Begabtenförderungswerken in der Regel am Bafög-Satz. Wer den Förderhöchstsatz erhält, hat keinen Bafög-Anspruch.
„Der Riesenvorteil ist, Stipendien sind hundertprozentig geschenktes Geld“, sagt Müller. Die Förderung muss man – im Gegensatz zu Bafög – nicht zurückzahlen. Dazu kommt häufig die ideelle Förderung in Form von Workshops, Seminaren und dem Aufbau eines beruflichen Netzwerkes.
Am Ende kann sogar eine erfolglose Bewerbung Vorteile haben. Schließlich lernt man auf diesem Weg auch, Bewerbungsgespräche zu führen: „Wer das einmal gemacht hat, ist beim zweiten Mal ruhiger“, sagt Müller.
Beitrag von Charlotte Ruble, dpa