Glaubt man Berichten aus den Medien oder Unternehmen, dann steht die Arbeitswelt vor einer großen Krise. Denn während die geburtenstarken Jahrgänge, die sogenannten Baby-Boomer, die nach dem Zweiten Weltkrieg und bis in die 1960er Jahre geboren wurden, in Rente gehen, drängt eine neue Gruppe auf den Arbeitsmarkt und stellt die bis dato geltenden Regeln ein Stück weit auf den Kopf. Die Generation Z. Dazu gehören alle, die zwischen 1997 und 2012 geboren worden sind. Eine Gruppe arbeitsfauler, idealistischer junger Menschen, die Forderungen stellen, bevor sie etwas geleistet haben – so hört man es zumindest immer wieder.
Roland Mack, Chef des Europaparks in Rust, warf den jungen Menschen mangelnde Arbeitsmoral vor. „Da kommen 25-Jährige und wollen nur drei Tage arbeiten“, heißt es in einem viral gegangenen Zitat, das er 2022 gegenüber der Basler Zeitung äußerte. „Disziplin und die Anpassung an Regeln ist für Z-ler ein Affront“, schrieb Managementberaterin Susanne Nickel kürzlich in einem Gastbeitrag für das Handelsblatt. Sie warf der Generation Z mangelnde Loyalität und ausgeprägte Ich-Bezogenheit vor.
Generation Z: Das sind ihre Forderungen
Schauen wir uns einmal an, was die Generation Z überhaupt fordert: zum Beispiel die Vier-Tage-Woche, Sabbaticals und Homeoffice. Von manchen Boomern werden diese Begriffe fast schon als Schimpfwörter verwendet.
Aber die Generation Z will nur aus den Fehlern ihrer Vorgänger lernen. Sie sieht zu, wie ihre Elterngeneration mit Burnout und Gesundheitsproblemen zu kämpfen hat, und beschließt für sich: Ich will es einmal anders machen. Sie hat erkannt, dass Produktivität auch Pausen und Erholung braucht. So sieht es auch der Experte Michael Ruf von der Hochschule Heilbronn: „Die Menschen in der Generation Z sind nicht faul, sie denken einfach anders. Sie verschließen sich nicht der Arbeit, brauchen aber Freiheiten und Sinn in dem, was sie tun.“
Die Probleme der Generation Z
Die Baby-Boomer haben ihre Kinder zu selbst- und gesundheitsbewussten Erwachsenen erzogen. Das ist etwas Gutes. Die Berufseinsteiger von heute wollen arbeiten – und sie wollen etwas bewegen. Nur werden sie dabei von anderen Motiven angetrieben als Geld.
Im Vergleich zu ihren Vorgängern schauen die jungen Menschen der Generation Z in eine wenig rosige Zukunft. Das fängt bei der Klimakrise an und hört bei hohen Lebenshaltungskosten auf. Umgehung des Mindestlohns, unbezahlte Praktika, Tarifflucht und befristete Arbeitsverträge: Damit sehen sich die Z-ler konfrontiert, wenn sie den Arbeitsmarkt betreten. Und dafür haben sie teilweise jahrelange Ausbildungswege hinter sich gebracht.
Arbeitgeber müssen Jobs attraktiv gestalten
Dass die jungen Leute der Generation Z in Zeiten des Fachkräftemangels nur auf Jobangebote eingehen, die ihrem Wert gerecht werden, ist ganz natürlich. Auf dem Arbeitsmarkt herrscht die Regel Angebot versus Nachfrage. Dieses Modell ist häufig im Ungleichgewicht. So war es bei der Generation Y und den Millenials in den 90er Jahren, als es zu viele junge qualifizierte Fachkräfte, aber zu wenige Jobs für diese Menschen gab. Heute ist es umgekehrt: Es gibt in Deutschland zu wenige qualifizierte Fachkräfte und Arbeitskräfte im Allgemeinen – und zu viele offene Stellen. Deshalb müssen Arbeitgeber ihre Jobs attraktiv gestalten.
Im Übrigen wollten auch die Eltern der heutigen Generation Z mehr vom Leben haben als die bloße Arbeit. Damals sah der Ausgleich noch so aus: ein eigenes Haus mit Garten, bezahlt vom Gehalt des Familienvaters. Was klingt wie der Inbegriff des Spießertums, ist heute allerdings ein Luxus. Und für Arbeitnehmer der Generation Z beinahe unerreichbar – selbst mit zwei hauptberuflich Beschäftigten in einer Partnerschaft. Im Hier und Jetzt zu leben, ist die logische Konsequenz – und das bedeutet auch, dass Arbeit Erfüllung bringen sollte. Das Leben braucht eine Balance – mit Freunden, Reisen und Zeit für sich selbst.
Themen wie Work-Life-Balance und Sabbatical sind nicht neu
Die Privilegien, die die Generation Z selbstbewusst einfordert, nehmen auch die Millenials und Baby-Boomer gerne in Anspruch. Denn Work-Life-Balance und Sabbatical sind keine exklusiven Ideen der Berufseinsteiger. 71 Prozent der Über-40-Jährigen befürworten zudem die Vier-Tage-Woche, ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov. Für die Generation Z ist sie zum ersten Mal realistisch erreichbar. Man kämpft dafür, dass es die, die danach kommen, einmal besser haben werden.
Von Theresa Heil