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Faktencheck im Labor

Hannah Gaul und Martin Link studieren Lebensmittelchemie.

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Reicht ein Apfel am Tag wirklich aus, damit der Arzt fernbleibt? Solche Mythen unterzieht Hannah Gaul, Absolventin des Masterstudiengangs Lebensmittelchemie am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), im Reagenzglas einem Faktencheck. Da ihr Studiengang sehr praxisnah ist, arbeitet die 24-Jährige im experimentellen Teil ihrer Masterarbeit im Labor. Dabei hat sich Gaul auch mit Pektinen beschäftigt, die in Äpfeln enthalten sind. „Ich habe untersucht, wie sie fermentiert werden“, berichtet die 24-Jährige. „Als Ballaststoffe sind Pektine gut für die Verdauung.“ Gaul erforscht auch, ob die Stoffe gegen Nahrungsmittelallergien helfen, und ob diese dann weniger stark auftreten oder verhindert werden.

Hannah Gaul bereitet im Labor eine Probe von Pektinen aus Äpfeln an einem sogenannten Rotationsverdampfer auf.

Gutachten

„Die Lebensmittelchemie interessiert sich für die Zusammensetzung und, darauf basierend, die Qualität von Lebensmitteln“, erklärt Mirko Bunzel, Leiter der Abteilung Lebensmittelchemie und Phytochemie am Institut für Angewandte Biowissenschaften am KIT. „Die Berufsbezeichnung staatlich geprüfter Lebensmittelchemiker ist geschützt“, so Bunzel. Wer nach dem Master ein praktisches Jahr gemacht und ein Staatsexamen abgelegt hat, darf sich so nennen. Die Kontrolle diene dem Schutz des Verbrauchers vor Irreführung, Täuschung und gesundheitlichen Risiken. „Wer das Studium nur mit dem Master abschließt, kann zwar ein Labor in der Industrie leiten, aber darf kein Gerichtsgutachten verfassen.“
Im Staatsexamen werden die bereits im Masterstudium gelernten Grundlagen des Lebensmittelrechts vertieft, was Hannah Gaul interessant findet: „Das ist bei vielen anschließenden Berufen zwar keine Pflicht, aber gern gesehen.“

Giftstoffe

Ihr Kommilitone Martin Link hat einen Doktor begonnen, da er in der Forschung bleiben möchte. Ihn begeistert die Toxikologie, also die Lehre von Giftstoffen. „In meiner Masterarbeit habe ich untersucht, wie bestimmte Metallverbindungen auf menschliche Zellen wirken.“ Ein Beispiel aus der Praxis sei Reis. „Da er im Wasser angebaut wird, enthält er in geringen Mengen immer Arsen“, so Link. Die Gehalte hingen von vielen Faktoren wie den Anbaubedingungen ab. Ermittelt werden toxikologisch unbedenkliche Grenzwerte, die keine Vergiftung auslösen. 

Am Studiengang Lebensmittelchemie schätzen Martin Link und Hannah Gaul das Nebeneinander von Chemie, Physik, Biologie und Mathematik. „Ich hatte schon in der Schule viel Spaß an Chemie und Physik“, erinnert sich Gaul. Physik hat Martin Link nach der 10. Klasse abgewählt. Das sei nicht schlimm: „Im Bachelor-Studium werden die Grundlagen in Physik und Mathe noch einmal vermittelt“, berichtet Gaul. Erst im vierten Semester gehe es dann mit der Lebensmittelchemie los.   

Über den Studiengang

Der Studiengang ist zulassungsbeschränkt. Die ersten Semester prägt eine mathematisch-physikalische Grundausbildung. Es folgen lebensmittelchemisch-analytische Inhalte, Mikrobiologie, Lebensmitteltechnologie, Toxikologie und Qualitätsmanagement. Übungen, Exkursionen und Laborpraktika ergänzen das Studium. Das KIT bietet im MINT-Kolleg Unterstützung in naturwissenschaftlichen und technischen Fächern.  

Beitrag von André Daub