„Raus aus der Komfortzone und etwas Neues kennenlernen.“ Die Einstellung trieb Malte Benz von der Hochschule Heilbronn (HHN) für ein Semester nach China. Während seiner Zeit in Asien erlebte er viele kuriose Dinge, doch die Vorbereitungen waren schwierig: Der übliche bürokratische Dschungel vor Auslandssemestern war nicht die einzige Herausforderung, die der Student im Fach Betriebswirtschaft und Unternehmensführung (BU) meisterte.
So ließ die Rückmeldung der Partneruniversität Xiamen University auf sich warten. Nach einer quälend langen Zeit flatterte endlich die Zusage aus China ins Haus – woraufhin alle Vorbereitungen schnellstens erledigt werden mussten. Benz organisierte Visum, Impfschutz und wichtige Versicherungen. Am Abreisetag hatte er noch keine Unterkunft in Xiamen. Nervös bestieg Malte Benz mit wenigen Sicherheiten, aber viel Zuversicht das Flugzeug. Das Abenteuer China begann.
Viele Formalitäten
Benz ging mit zwei weiteren Studierenden als First Mover, also als „Vorreiter“, an die Partnerhochschule der HHN, auf die Xiamen University. Über viele Formalitäten und Abläufe, die zu erfüllen sind, hatte er nur durch den Austausch mit Kommilitonen erfahren. So muss sich jeder Studierende vor Semesterbeginn neu an der Universität einschreiben. Um an der Uni zu bezahlen oder Bücher in der Bibliothek auszuleihen, benötigt man ein chinesisches Bankkonto.
Der Alltag an der Hochschule versetzte Malte Benz in seine Schulzeit zurück. Es sind Hausaufgaben für die nächste Vorlesung vorzubereiten, zu Semesterende vergibt der Professor Noten für die mündliche Mitarbeit. Das war gewöhnungsbedürftig für einen deutschen Studenten, der in der Regel erst gegen Ende des Semesters mit dem Lernen beginnt. „Auch die zehnminütigen Pausen nach einem 45-Minuten-Unterrichtsblock kenne ich noch aus der Schule“, erinnert sich Benz.
Trotz des zeitintensiven Studiums blieb noch Freizeit, um den riesigen Kontinent zu erkunden. Man reist ja nicht alle Tage nach China. Benz war in einer Gruppe mit fünf weiteren Studenten unterwegs, voller Erwartung, was das Land ihnen offenbaren würde. Zu den Metropolen Peking und Shanghai wählten sie als Kontrastprogramm die umliegenden Nationalparks. Mit Trekkingschuhen und Rucksack ging´s zum Wandern in den Wuyishan National Park im Norden der Fujian Provinz. „Als Kind habe ich mich vor Wandertouren im Urlaub gesträubt. In China ist es beinahe Pflicht, wenn man die Natur, das Land und die Leute kennenlernen möchte.“
Kommunikation
Der Kontakt mit den Menschen auf dem Land war schwieriger als erwartet. Sobald die Studierenden die Großstädte verließen, um einen Eindruck von chinesischem Leben auf dem Land zu bekommen, scheiterten sie meist schon an den ersten Wörtern. Die einfache Bevölkerung spricht da in der Regel kein Englisch.
„Die Kommunikation geht in erster Linie über Körpersprache oder über Bilder. Ein richtiges Gespräch kommt leider kaum zustande“, erzählt Benz. „Für uns Europäer mag vieles fremd wirken, aber deswegen sollte man auf keinen Fall das Land nicht besuchen. Wer Interesse an China hat, dem rate ich, sich darauf einzulassen – es lohnt sich“, resümiert Malte Benz.
Taxiabenteuer
Der pflichtbewusste Chinese steht zu seinem Wort. Diese Erfahrung machten Malte Benz bei einer kuriosen Taxifahrt einen Berg hinauf zu Wasserfällen. Die fünfköpfige Gruppe bestieg nach Aufforderung des Taxifahrers dessen DianDongSanLunChe, ein Zwei-Mann-Taxi mit drei Rädern. Der Taxifahrer bestand darauf, die Gruppe den ganzen Berg hinaufzufahren – unter heftigem Keuchen und Puffen des Taxis.
Als es bergauf den Studenten durch den heißen Motor warm unterm Hintern wurde, machte sich unter ihnen Nervosität breit. Die Zweifel, ob das Taxi durchhalten würde, trieb der Gruppe den Schweiß auf die Stirn – nur nicht dem Fahrer, der entspannt sein Gefährt weiter den Berg hinauf steuerte. Am Ziel angekommen war die Erleichterung groß.