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Zurück in die alte Schule

Nach dem Auslandsaufenthalt müssen Schüler*innen oft intensiver arbeiten. Nico wechselte am Ende der neunten Klasse von Frankfurt am Main an eine Schule in einer kanadischen Kleinstadt.

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Noch vor dem Schulabschluss für längere Zeit ins Ausland: Davon träumen viele Schüler*innen. So auch Nico: 2016 wechselte der damals 15-Jährige am Ende der neunten Klasse von der Metropole Frankfurt am Main an eine Schule in der kanadischen Kleinstadt Banff.

Nach zwölf Monaten voller neuer Erfahrungen und Freundschaften hieß es jedoch: Zurück an seine deutsche Schule und sich auf das Abitur vorbereiten. Doch geht das so einfach – vor allem im Rahmen der G8-Schulzeit? Nico findet, dass er für den Austausch den richtigen Zeitpunkt erwischt hat: „Hätte ich das von der zehnten auf die elfte Klasse gemacht, wäre das auf jeden Fall viel zu stressig geworden“, sagt der Schüler heute. „So hatte ich ein Jahr Pause und konnte viele Sachen noch einmal vertiefen.“

Rückkehr

Nach seiner Rückkehr setzte Nico seine Schullaufbahn regulär in der zehnten Klasse fort und wird kommendes Jahr sein Abitur schreiben. Die Entscheidung hat er vorab gemeinsam mit seinen Eltern gefällt. Für ihn war das Auslandsjahr kein Zeitverlust, sondern habe ihm ermöglicht, neue Dinge auszuprobieren. Nico sagt, er habe bei der Vorbereitung und Durchführung viel Unterstützung durch seine Schule erfahren. Dort gab es Ansprechpartner*innen und bereits Erfahrung mit dem Austauschjahr. Die wichtigste Verbindung zur Schule waren seine Eltern, die als Ansprechpartner eng in die Organisation eingebunden waren. Dadurch konnte Nico aus dem Ausland seine Leistungskurse wählen und seinen weiteren Bildungsweg planen.

Gewinn

So handhabt es auch das Leipziger Gymnasium, an dem Thomas Langer Deutsch und Englisch unterrichtet. Für ihn ist klar: „Rein pädagogisch sehe ich überhaupt keine Argumente gegen das Austauschjahr.“ Allerdings gebe es einiges abzuwägen: Wer nur mal wenige Wochen aus der Heimat wegwolle, der könne verpassten Stoff aufholen – vorausgesetzt, er gehört zu den Leistungsstarken. Mehrere Monate hinterherzubüffeln, sei für niemanden ratsam, so Langer. Das bedeute unnötigen Stress. „Wenn man in der elften oder zwölften Klasse mehrere Monate fehlt und dann einfach zurückkommt, kann man den Stoff gar nicht aufarbeiten“, sagt Langer. Schulsysteme in anderen Ländern seien zudem nicht direkt vergleichbar, so dass es zumeist nichts bringe, Punkte in der Gastschule zu sammeln. Ein Jahr Pause sieht er hingegen als Gewinn: „Es trägt enorm zur Persönlichkeitsentwicklung bei.“

Während ihrer Abwesenheit lassen sich die Jugendlichen in der Regel von der Schule freistellen. Wenn die Schüler*innen zurückkommen, müssten sie zwar wieder intensiver lernen und seien dann auch hin und wieder gestresst, aber das gehe allen Jugendlichen vor dem Abitur so, gibt Langer zu bedenken. Seine Schule stehe in der Regel hinter der Entscheidung der Jugendlichen und ihrer Eltern. Ausgeredet habe man noch keinem das Austauschjahr, auch wenn die Noten einmal nicht optimal seien, sagt der Pädagoge.

Veränderungen

Für Nico bleibt sein Jahr in Kanada etwas ganz Besonderes und die Rückkehr an die Schule verlief nahezu mühelos. Veränderungen erlebte er vor allem privat: So stellte Nico fest, dass einige seiner Freundschaften in Frankfurt in Abwesenheit abgekühlt waren. Seine ehemaligen Klassenkamerad*innen lernten nun eine Klasse über ihm und zum neuen Schuljahr kannte er niemanden in seiner Stufe, auch nicht seine Lehrer*innen.

Einige Hobbys wie Musik oder Sport musste er einschränken, damit genug Zeit für den Abistoff bleibt: „Da war ich wieder in diese seriöse Welt gekommen“, erinnert sich der Schüler an seine Rückkehr. Trotz dessen war das Austauschjahr für ihn ein großer Schritt zum Erwachsenwerden. Nico fühlt sich bestärkt: „Ich bin sogar der Meinung, ich schreibe jetzt ein besseres Abitur, weil ich ein Jahr gewartet habe.“

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