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Für große Ziele

Ob Medizin oder Architektur - Die zwei Stipendiatinnen der Baden-Württemberg-Stiftung Khadija Alzahrawi und Vlada Condrea haben große Zukunftspläne.

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Später einmal Medizin, Architektur oder Lehramt studieren. In der Freizeit reisen oder Sport treiben und sich für Religion oder Klimawandel interessieren – was sich liest wie ganz gewöhnliche Zukunftswünsche und Freizeitinteressen junger Menschen, bestimmt auch den Alltag von Khadija Alzahrawi und Vlada Condrea.

Und doch haben die beiden Schülerinnen aus Neuenstadt am Kocher und Heilbronn bereits vor ihrem 20. Geburtstag ungewöhnliche Lebenswege und -leistungen hinter sich. So ungewöhnlich, dass ihr Talent und Engagement seit einigen Wochen von der Baden-Württemberg- und Josef-Wund-Stiftung im Rahmen des „Talent im Land“-Programmes gefördert und unterstützt werden.

Odyssee

Für Khadija Alzahrawi bietet sich dadurch die Chance, sich ihrem Berufswunsch schrittweise nähern zu können. Schon seit ihrer Kindheit möchte die 17-Jährige Ärztin werden. Menschen helfen, egal wer sie sind oder woher sie kommen, das sei es, was sie antreibt, erzählt die Realschülerin aus Neuenstadt.

Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihren zwei Geschwistern hatte sie sich 2015 aus Syrien auf eine Odyssee nach Europa gemacht: Per Flugzeug ging es nach Libyen, danach mit dem Schiff in die Türkei, bis auf dem Seeweg von dort nach Griechenland das Boot kenterte. Ob man den gefährlichen Weg erneut wagen sollte? Eine Entscheidung war schnell getroffen, denn „man hat kein Leben in Syrien. Es herrscht Krieg, es gibt keine Schulen, keinen Strom…“, blickt Alzahrawi zurück. So machte sich die Familie erneut auf: Zu Fuß über die Türkei, Griechenland und die Slowakei. Mit Hilfe des Roten Kreuzes kam sie über Dresden und Meißen nach rund einem Jahr nach Neuenstadt. „Ich wusste am Anfang nichts über Deutschland und war einfach nur glücklich, in Sicherheit und Freiheit leben zu können“, erinnert sich Khadija Alzahrawi. Die Sprache zu lernen sei dabei das Allerwichtigste gewesen, sagt sie. Inzwischen ist die junge Frau in der neuen Heimat angekommen, schätzt die unbeschwerten Einkaufsmöglichkeiten und hilft als Dolmetscherin. über die Diakonie in Neuenstadt erfuhr sie schließlich von „Talent im Land“.

Bis zu ihrem Abitur wird sie nun von den Stiftungen begleitet. Wo es nach dem angestrebten Medizin-Studium hingehen soll, das bleibt noch offen: „Ich würde gerne hier bleiben“, sagt Khadija Alzahrawi, doch ihre Aufenthaltserlaubnis ist momentan auf drei Jahre befristet.

Der Traum vom Arzt-Beruf wird für die Neuenstädterin Khadija Alzahrawi durch das Stipendium realistischer. Fotos: Ralf Seidel

Rückkehr

Ihre Zukunft sieht auch Vlada Condrea, wie so viele ihrer Landsleute aus der Republik Moldau, jenseits ihres Geburtslandes. Eine Rückkehr kann sie sich zurzeit nicht vorstellen: „Ich bin mit der dortigen Politik nicht einverstanden“, sagt die Schülerin, die seit Herbst 2018 mit ihren Eltern in Heilbronn lebt. Mit ihrem moldauischen Schulabschluss konnte sie hierzulande wenig anfangen, so dass das Leben in Heilbronn mit einem neunmonatigen Deutschkurs beim Kolping-Bildungszentrum begann. Es folgte ein Wechsel auf die Dammrealschuleund nach dem dortigen Abschluss der übergang zum Christiane-Herzog-Gymnasium in Böckingen.

Ob danach ein Architektur- oder ein Lehramtstudium folgen soll, das ist noch nicht klar: „Ich bin ganz gut in Mathe und kann gut zeichnen. Ein Job, der beides zusammenbringt, würde mir sicher Spaß machen.“

Durch ihre Arbeit als Nachhilfeschülerin, mit der sie nicht zuletzt ihre Familie finanziell unterstützen wollte, hat sie allerdings auch die Arbeit mit jungen Menschen zu schätzen gelernt.