Thorsten Rauhut ist seit mehr als einem Jahr Leiter des Wirtschaftkollegs der Deutsch-Schweizerischen Schule in Hongkong . Er bringt jede Menge frischen Wind in die Weltmetropole – und arbeitet stets an Geschäftskontakten zwischen seiner Heimat Heilbronn und Hongkong . So nutzt er auch seinen Weihnachtsbesuch in Deutschland für die Kontaktpflege und unternimmt mit seinen Schüler*innen einen „Study Trip„.
Trip nach Heilbronn
Dieser Trip richtet sich an Schüler*innen im zweiten Ausbildungsjahr an der Schule in Honkong. Sie werden alle zu Groß– und Außenhandelskauffrauen oder –männern ausgebildet bzw. zu Fachkräften in den Bereichen Spedition und Logistik.
Da viele Schüler*innen, die das Kolleg in Hongkong besuchen, aus Hamburg kommen, gingen die Studienreisen meist dorthin. Deshalb sei die Begeisterung für Heilbronn bei manchen der 23 Teilnehmer*innen nicht von Anfang an vorhanden gewesen, sagt Rauhut. Das habe sich aber geändert. Die Region Heilbronn ist aus Sicht von Rauhut nicht zu unterschätzen: „Wir haben so viele internationale Unternehmen hier.“
Wandern in der Weltstadt
Emilie Marie Krampe genießt den Trip in die Heimat, über Weihnachten und Neujahr bleibt auch Zeit, bei der Familie vorbeizuschauen. Die 20–Jährige kommt aus Baden-Baden, hat aber auch Bezüge nach Heilbronn, da ihre Mutter von hier stammt. „Meine Mama ist schon ein bisschen traurig, dass ich mich für Hongkong entschieden habe“, erzählt sie. Krampe macht ihre Ausbildung in Hongkong bei Kaufland. „Ich wollte nicht nur ein Praktikum machen“, erklärt sie, „sondern etwas Dauerhaftes.“
Im Anschluss wolle sie in Europa studieren, nur wenige Schüler*innen bleiben auch im Anschluss nach der Ausbildung in Hongkong . Die Tage seien manchmal etwas lang, sagt Emilie Krampe, Schule und Beruf zusammen, da bleibt oft nur am Wochenende freie Zeit. „Was viele gar nicht wissen: Hongkong ist supergrün und man kann ganz toll wandern gehen“, so Krampe.
Das Schöne an der Internationalen Schule sei auch die familiäre Atmosphäre, berichtet Thorsten Rauhut. Die Schüler*innen lebten oft in Wohngemeinschaften zusammen, so auch Emilie Krampe – mitten im Zentrum Hongkongs, im lebhaften Geschäftsviertel Wan Chai. Und auch Familie Rauhut genießt inzwischen das Leben in der Millionen-Metropole. Sie hat ein Häuschen in der „Discovery Bay“ gefunden, mit Pool und allem was dazugehört. Doch nach eineinhalb Jahren in Hongkong freue sich seine Frau Petra Rauhut sehr über ihren ersten Besuch in der Heimat. Ihre drei Kinder sind natürlich auch dabei.
Berufliche Einblicke
Thorsten Rauhut hat seinen Schüler*innen Besuche und Einblicke bei den Unternehmen Kaufland, Bechtle und SAP organisiert. Das ist vor allem deshalb nützlich, weil diese die späteren Arbeitgeber*innen seiner Schüler*innen werden könnten. An Fachkräften mit internationalem Hintergrund und internationaler Ausbildung hätten die Unternehmen besonderes Interesse, so Rauhut. Kontakte geknüpft sind nun auch zum DHBW Campus. Eine Zusammenarbeit sei angedacht, berichtet Thorsten Rauhut erfreut. Es gehe um die Frage: „Wie kann man voneinander profitieren?“
Stefan Schorb (20) aus Heidelberg findet die Kurzreise nach Deutschland „überraschend gut„. Wie Emilie Krampe möchte er im Anschluss an seine Ausbildung in Europa studieren, er kann sich allerdings vieles vorstellen später. „Gerne weltweit, ich möchte flexibel sein“, sagt Schorb – das ist wohl eine Haltung, die viele Schüler*innen des Wirtschaftkollegs haben. Lust auf Abenteuer, offen für Neues.
Finanzielle Unterstützung
Ganz unabhängig von den Eltern beginnt das neue Leben in Honkong allerdings oft nicht. Die Ausbildung müsse als Investition in die Zukunft verstanden werden, heißt es in einer Broschüre für Interessenten, die von der Internationalen Schule in Zusammenarbeit mit der Deutschen Auslandshandelskammer in Hongkong erstellt wurde. „Lebenshaltungskosten, insbesondere Mieten, sind sehr hoch und können durch die Vergütung alleine nicht gedeckt werden.“ Im Durchschnitt benötigten Auszubildende deshalb zusätzliche finanzielle Unterstützung von ihren Eltern.
Die Deutsch-Schweizerische Schule ist die einzige deutsche Auslandsschule in Asien mit einem berufsbildenden Zweig, an dem in deutscher Sprache unterrichtet wird. Rauhut hat früh erkannt, dass dies auch eine Chance für ihn als Lehrer ist. Die Schüler*innen an der Andreas-Schneider-Schule vermissen ihn bis heute – manche haben ihn sogar schon in Hongkong besucht.