Jeden Tag Reis, keine Dusche und eine Hängebrücke, die zur Schule führt. Melanie Krieger hat in ihrem freiwilligen sozialen Jahr in Malaysia auf der Insel Borneo viel erlebt. Sie lebte dort von September 2014 bis August 2015 in dem Dorf Keningau und gab an einer Schule für Migrantenkinder Englischunterricht.
Hauptsächlich kamen diese aus den Philippinen und Indonesien. „Da die Kinder alle illegal im Land waren, konnten sie auf keine staatlichen Schulen gehen. Unsere Schule „The Good Samaritan Home“(zu deutsch: Das Zuhause des barmherzigen Samariters) war somit die einzige Chance für sie, Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen“, erzählt die Neckarsulmerin. Die Kinder seien sehr motiviert und wissbegierig gewesen. „Nicht so, wie man es von den Schülern in Deutschland kennt“, sagt sie und lacht. „Neben Englisch habe ich manchen auch noch Kunstunterricht gegeben.“ Ihre Schüler*innen seien zwischen drei und 17 Jahren alt gewesen.
Umstellung
Nur wenige der Lehrer*innen konnten Englisch sprechen. Somit blieb der 19-Jährigen keine andere Möglichkeit als malaysisch zu lernen. „Am Anfang habe ich mich schon schwer getan. Doch nach den ersten drei Monaten hat man das Wichtigste gelernt, um sich verständigen zu können.“
Gewohnt habe sie in einem Haus mit anderen Lehrern zusammen in der Stadt. Die hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen über 30 Grad machten ihr schwer zu schaffen. „Ich war häufiger krank, weil mein Körper sich erst auf die ständige Hitze umstellen musste.“
Dass man auf vieles, wie etwa eine Dusche verzichten muss, wurde der Neckarsulmerin schnell bewusst, als sie den Wasserhahn mit einem Eimer und einer Schöpfkelle vor sich sah. Auch das Essen war anders. Da konnte es schon vorkommen, dass es Nudelsuppe zum Frühstück und Hühnerfußsuppe zum Abendessen gab. „Ich habe mir trotzdem vorgenommen, alles zu probieren.“
Statt Brot gab es hauptsächlich nur Reis zu essen. „Nach einem Jahr habe ich gemerkt, wie sehr ich Brot vermisst habe“, sagt sie und lacht. Da die Schule außerhalb der Stadt war, musste die 19-Jährige jeden Tag über eine Hängebrücke gehen, die über einem Fluss hing.
„Als ich die Brücke zum ersten Mal sah, dachte ich: O je, die bricht gleich zusammen.“ Einige Wochen später sei dies wegen der Flut tatsächlich passiert. „Zum Glück wurde niemand verletzt.“
Kontraste
Auch wenn da das Drama ausblieb, spielten sich jedes Mal erschreckende Szenen ab, wenn es unerwartet Razzien gab. „Die Polizei kam oft nachts und nahm alle illegalen Einwanderer*innen mit, die sie finden konnten. Andere schafften es noch, sich im Urwald zu verstecken. Dann war das Dorf wie ausgestorben.“
Abgebrannt
Neben dem Dorf wurde zur selben Zeit für eine neue ölpalmplantage Wald abgebrannt. „Der Rauch war sehr gesundheitsschädlich. Einmal ist ein Kind sogar auf dem Schulweg erstickt.“ Solche schlimmen Eindrücke gehörten aber zum Alltag der Bewohner*innen.
Trotz allem beeindruckte sie der Zusammenhalt aller Dorfbewohner*innen. „Auch, wenn sie sehr arm sind ihr Leben nicht einfach ist, sind sie füreinander da und helfen sich gegenseitig. Mich haben sie herzlich in ihre Gemeinde aufgenommen„, erklärte Melanie Krieger.