Die Frauen sind gut ausgebildet, meist mit Studienabschluss, sind ehrgeizig, zielstrebig und haben eines gemein: Sie kommen nicht von hier. Ihre Heimat liegt in Italien, Rumänien, Brasilien, Kamerun, Ägypten oder auf den Philippinen. Ihr Ziel: Sie wollen auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß fassen. Doch wie tickt dieser? Was gehört in den Lebenslauf? Was soll auf keinen Fall dort rein? Wie laufen die Vorstellungsgespräche? Wie lassen sich eine berufliche Karriere mit der Familie vereinbaren? Diesen Frauen fehlt es nicht an Kompetenz, sondern am Wissen, wo und wie sie diese am besten einsetzen können.
Tandems
Die zwölf Kontaktstellen „Frau und Beruf“ in Baden-Württemberg haben speziell für Einwanderinnen mit beruflicher Qualifikation ein Mentorinnen-Programm geschaffen. Simone Rieß ist Leiterin der Kontaktstelle Frau und Beruf Heilbronn-Franken. Sie erklärt: „Wir bilden Tandems aus Mentorinnen und Mentees. Sie basieren auf einer vertrauensvollen Beziehung zwischen den beiden Frauen. Die Mentee agiert wie eine Pilotin am Steuer: Sie setzt die Ziele fest und trifft Entscheidungen. Die Mentorin agiert als ihre Unterstützerin.
Ehrenamtlich
Die Mentorinnen engagieren sich ehrenamtlich in dem Programm. Sie sind Frauen, die offen sind und Freude daran haben, andere zu unterstützen. Simone Rieß: „Die Mentorinnen setzten Impulse und zeigen Vor- und Nachteile auf. Sie sollten mindestens zwei Jahre Berufserfahrung mitbringen. Es müssen nicht zwingend deutsche Frauen sein.“ Beim Start des Programms erhalten sie dafür ein Kompetenztraining.
Während des neunmonatigen Programms treffen sich beide Frauen ein bis zwei Mal im Monat. Sonst stehen sie per Telefon, E-Mail, Skype oder Kurznachrichten mehrmals pro Woche in Kontakt. Ihre Themen sind: Einstieg in den Arbeitsmarkt, Tipps beim Bewerbungsverfahren und welche beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten jeweils in Frage kommen. „Eine Sache sage ich immer gleich zu Anfang: Das Mentorinnen-Programm ist keine Arbeitsvermittlung„, betont Simone Rieß. In gut der Hälfte der Fälle passiere es, dass die Mentees während des Programms eine passende Stelle finden. „Doch das ist nicht das Ziel und würde die Mentorinnen überfordern.“
Das Mentorinnen-Programm wird durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau gefördert. Die Mentorinnen erhalten zum Ende ein Teilnahmezertifikat.