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Facebook als Karrierekiller?

Ist ein Arbeitgeber berechtigt, gezielt nach Einträgen von Stellenbewerbern in sozialen Netzwerken zu suchen?

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Oft ist vielen Nutzern von Facebook und Co. nicht bewusst, dass ihre nur für einen eingeschränkten Kreis bestimmten Einträge auch anderen Personen zugänglich sein können. Und damit mögliche fahrlässige Kommentare, offenherzige Bekenntnisse oder Bilder der letzten Partynacht auf dem Schreibtisch eines Personalchefs landen könnten.

Damit der künftige Arbeitgeber keine Überraschung erlebt, solltest du deine Privatsphäre-Einstellungen überprüfen. Fotos: dpa

Doch wie sieht es in der Realität aus? Wissen Jugendliche, wer alles sieht, was sie ins Netz stellen? Schauen Firmen vor einem Bewerbungsgespräch in soziale Netzwerke? 

Die Azubis Martin Fränkel aus Leingarten ist Schüler und möchte sich bald auf eine Stelle als Azubi bewerben. Der 18-Jährige kennt sich in sozialen Netzwerken bestens aus. „Ich bin bei Facebook und habe Snapchat und Twitter, sagt er.

Über die Privatssphäre-Einstellungen hat er sich nicht von Anfang an informiert. „Aber als man in den Medien auch viel von Datenklau gehört hat, habe ich mich mal richtig mit dem Thema auseinandergesetzt.“ Seit dem achtet der Schüler genau darauf, was man über ihn in sozialen Netzwerken erfahren kann. „Klar, gibt es auch das ein oder andere peinliche Bild, aber ich habe alles so eingestellt, dass das auch wirklich nur meine Freunde sehen können.“ 

Auch Marina Woyckez aus Heilbronn ist ein Profi im Umgang mit sozialen Netzwerken. Die 20-Jährige ist seit einem Jahr Azubi bei einem großen Automobil-Zulieferer. „Meine Freundin wurde mal auf ziemlich peinlichen Partybildern verlinkt und das hat dann auch ziemlich schnell die Runde gemacht. Da dachte ich mir, das soll mir bloß nicht passieren.“ Ihr Facebook-Profil ist nur für ihre Freunde einsehbar, außerdem ist sie beim Netzwerk nicht mit ihrem richtigen Namen angemeldet. Dass Personaler unter Umständen einen Blick in Facebook und Co. werfen, findet sie verständlich: „Natürlich will sich eine Firma darüber informieren, wen sie unter Umständen einstellt. Das kann ich gut nachvollziehen.“

Die Firmen

Wer in sozialen Netzwerken wie Facebook angemeldet ist, sollte vorsichtig sein, welche Bilder er frei zugänglich ins Web stellt. „Es gibt Unternehmen, die auch mal einen Blick ins Internet werfen, um so etwas über den Bewerber zu erfahren“, sagt Harald Bender von der Agentur für Arbeit in Heilbronn. Gezieltes Ausforschen und Auswerten von Facebook-Einträge von Stellenbewerbern ist für ein Unternehmen dann unzulässig, wenn es sich dabei um Daten handelt, nach denen auch bei einem Vorstellungsgespräch nicht gefragt werden darf.

Negative Äußerungen über den Job haben bei Facebook nicht verloren.

Dreht es sich um andere Informationen, hängt es davon ab, auf welche Weise diese vom User platziert worden sind, beispielsweise ob nur auf der eigenen Profilseite. Und mit welchen Mitteln diese Infos vom Arbeitgeber herausgefunden wurden. 

„Wir schauen nicht, ob jemand in den sozialen Netzwerken vertreten ist, und ob wir dort über den Bewerber etwas herausfinden können“, sagt Norbert Roth, Ausbildungsleiter beim Automobil-Zulieferer Kolbenschmidt Pierburg in Neckarsulm. Wenn man sich bei einen Bewerber unsicher sei, gäbe es für das Unternehmen immer noch einen Plan B, um mehr über den möglichen Azubi herauszufinden. „Wenn man sich nicht sicher ist, dann vereinbart man einfach eine Art Praktikum, um zu sehen, wie sich der Bewerber verhält. Er kann dann einfach mal zwei, drei Tage in den Betrieb reinschnuppern“, erklärt Roth. 

„Bei unseren möglichen Azubis schauen wir nicht bei Facebook nach, ob wir etwas über sie finden“, sagt auch Esther Wagener, Teamleiterin Personal bei Ziehl-Abegg in Künzelsau. „Bei Berufseinsteigern und Berufserfahrenen werfen wir aber mal einen Blick in Netzwerke wie Xing oder LinkedIn oder geben den Namen bei einer Suchmaschine ein.“  

Hintergrund

Als Facebook-Nutzer kannst du deine Einstellungen so wählen, dass deine Fotos und Beiträge privat bleiben oder besser: nur unter deinen Facebook-Freunden sichtbar sind. Wer welche Profildaten einsehen kann, stellst du unter dem Menüpunkt „Profil bearbeiten“ ein. Dort kannst du auswählen, ob eine Information öffentlich oder nur für Freunde sichtbar sein soll.

Da du bei der Anmeldung bei Facebook deine E-Mail-Adresse und dein Geburtsdatum angeben musst, solltest du die Sichtbarkeit dieser Daten auf „Nur ich“ setzen. Auch auf dein Profil solltest du immer ein wachsames Auge haben. Nicht nur deine Fotos, sondern auch deine Pinnwand-Einträge und Postings sind womöglich für einen künftigen Arbeitgeber interessant. Deshalb solltest du unpassende Beiträge und Kommentare von Freunden ausblenden oder entfernen.

Beitrag von Ranjo Doering