Man kann von vielem Fan sein: Bands, Fußballvereinen, auch zu bestimmten Biermarken sind Fanartikel im Internet zu finden. Christina Jahn hat da andere Vorlieben: „Ich bin ein Fan von Wunden“, sagt die 21-Jährige. Jahn ist gerade im zweiten Lehrjahr ihrer Ausbildung zur Altenpflegerin. Den praktischen Teil ihrer Lehre absolviert Christina Jahn im Pflegeheim „Haus am Rathausplatz“ der Evangelischen Heimstiftung in Gemmingen.
Natürlich ist Jahn kein Wunden-Fan, weil sie es schön findet, wenn die Leute leiden. Das Gegenteil ist der Fall: „Zu sehen, wie die Wunden heilen, wenn man sie richtig versorgt, das ist schon echt schön. Und die Leute freuen sich dann immer wie Schnitzel.“ Ein anderer positiver Aspekt bei der Arbeit als Altenpflegerin sind für die 21-Jährige die Gespräche mit den Bewohnern. „Viele sagen, das ist ein Arschwischer-Job. Aber das ist es nicht. Wir sind auch für die Sorgen der Leute da. Zum Reden und zum Zuhören.“ Überhaupt ist es die Vielfalt ihres Berufes, die sie begeistert. „Man weiß nie, was einen erwartet, wenn man zur Arbeit kommt. Ein Patient, dem es gestern noch schlecht ging, kann bei der nächsten Schicht schon wieder total fit sein. Und andersherum.“

Distanz wahren
Im Alltag ist jedoch oft keine Zeit für längere Gespräche mit den Bewohnern. „Ich bleibe dann nach Dienstschluss manchmal etwas länger, um zu reden.“ Das ist aber keine einseitige Sache. „Die Bewohner hören auch mir zu, wenn ich Sorgen oder Probleme habe.“ Allerdings müsse man immer darauf achten, einen gewissen Abstand zu wahren. „Sonst geht es einem zu nahe, wenn der Bewohner verstirbt.“ Trotzdem gibt es einen gewissen Zusammenhalt. Nicht nur unter Pflegekräften und Bewohnern, sondern auch unter den Kollegen. „Besonders schön war es für mich, dass sich Kollegen und Bewohner so sehr gefreut haben, nachdem ich nach längerer Abwesenheit wieder zurückkam.“
Denn Jahn kann nicht die ganze Zeit im „Haus am Rathausplatz“ sein. Schulblöcke und Außeneinsätze gehören zu ihrer Ausbildung dazu. Genauer gesagt sind drei Außeneinsätze obligatorisch: Zum einen müssen die Azubis, die im ambulanten Bereich arbeiten, auch in den stationären reinschauen – und umgekehrt.
Eine Gerontostation, eine Station, in der ausschließlich Demenzkranke leben, ist der zweite Außeneinsatz. „Das ist ein geschlossener Bereich, weil viele demente Menschen auch die Tendenz dazu haben abzuhauen.“ Jahn hat es auf der Gerontostation sehr gefallen. „Dadurch, dass dort nur Demenzerkrankte leben, war die Abwechslung bei der Arbeit noch größer.“ Denn die Demenzkranken verhalten sich oft unberechenbar. „Man muss die Leute dort in ihrer Welt abholen.“
Ansprechpartner
Die dritte Außenstation ist ein Hospiz oder ein Krankenhaus, um auch andere Bereiche der Pflege kennenzulernen. Bei aller Liebe zu ihrer Arbeit – leicht ist die Ausbildung nicht. „Ich habe es mir im Vorfeld viel einfacher vorgestellt.“ Die Theorie ist es, die ihr Schwierigkeiten bereitet. Nächstes Jahr im Sommer schreibt sie ihr Examen. „Anatomie, Psychologie, Rechtskunde – da muss der Stoff der letzten Jahre sitzen.“
In der Praxis hat Christina Jahn keine Probleme: „Wir Auszubildenden haben hier immer einen Ansprechpartner. Wenn ich Hilfe brauche, dann hole ich mir die.“ Außerdem kann sie sich dort auch selbst verwirklichen: „Ich kann mit den Bewohnern machen, was ich möchte. Ob das jetzt ein Spaziergang ist oder eine basale Stimulation, ist egal. Ich muss nur vorher mit den Mentoren sprechen.“ Noch besser gefällt ihr das Gehalt in ihrem Job. Es gibt sicher nicht viele Altenpfleger, die das von sich behaupten, aber: „Wenn man bei der Evangelischen Heimstiftung angestellt ist, kann man sich über das Gehalt wirklich nicht beschweren.“
Tag der offenen Tür
Wer sich genauer über die Altenpflege-Ausbildung informieren will, kann am Samstag, 26. Oktober, zwischen 13 und 17 Uhr zum Tag der offenen Schultür in die Berufsfachschule für Altenpflege Heilbronn kommen.
Beitrag von Anna-Lena Sieber