Schon aus einiger Entfernung riecht man, dass bei Palmbräu in Eppingen Bier gebraut wird. Für Michael Störner ein angenehmer Duft: „Wenn ich morgens zur Arbeit fahre und der Geruch der Würze in der Luft liegt, weiß ich, dass alles in Ordnung ist“, sagt er. Der Brauprozess startet schon nachts, sodass der Sud zu Beginn des Arbeitstages des Bierbrauers riechbar sein sollte.
Hopfen, Malz, Hefe und Wasser: Aus vier simplen, natürlichen Zutaten lassen sich nahezu unendlich viele Biergeschmäcker herstellen, erzählt Störner. Seit Dezember 2018 ist der 37-Jährige mit seiner Ausbildung zum Brauer und Mälzer fertig. Kann das sein, so wenige Zutaten und so viele Optionen? Diese Frage stellt sich Störner vor vielen Jahren im Urlaub in Irland und Belgien. „Das Bier dort hat so anders geschmeckt“, erinnert er sich. „Da habe ich mich gefragt: Wie kommt das zustande? Wie erreicht man so große Geschmacksunterschiede mit nur vier Zutaten?“ Seine Neugier ist geweckt, und so entscheidet sich Störner vor neun Jahren, in seinem Keller hobbymäßig Bier zu brauen. Dabei bleibt es auch erst einmal.
Bis sein Onkel zusammen mit dem Geschäftsführer von Palmbräu ein Projekt durchführt. „Irgendwie sind die beiden darauf gekommen, dass ich im Keller braue und ich wurde eingeladen.“ Störner bekommt eine Führung durch die Brauerei, zeigt Interesse und darf ein paar Tage Probe arbeiten. „Wenn ich früher darüber nachgedacht hätte, hätte es sich vielleicht schon eher herauskristallisiert, dass Brauer der richtige Beruf für mich ist“, sagt er. So hatte er zunächst einmal Mechatronik studiert, bevor er mit der Ausbildung zum Brauer und Mälzer anfing. Ein echter Glücksgriff, das sieht auch Störners Kollege so: „Nicht nur für ihn, auch für uns ist es ein großes Glück, dass wir ihn haben.“ Für Störner ist das Bierbrauen eine Leidenschaft, das wird nach wenigen Minuten klar. Er beschreibt den Brauprozess und seine Aufgaben so detailliert wie begeistert: die Entstehung der Bierwürze, die chemischen Prozesse, wenn Enzyme die Stärke in Zucker verwandeln, der letztendlich zu Alkohol vergärt, die natürliche Filterschicht aus Malzresten.

Alltag
Für fachfremde Personen erklärt der Bad Rappenauer seinen Arbeitsalltag so: Er überwache und steuere den Brauprozess, vom Sudhaus über den Gär- und Lagerkeller hin zur Filtration und Abfüllung des Endprodukts in Flaschen und Fässer. So kompliziert das alles auch klingt, Störner betont, dass man für die Ausbildung keine besonderen Vorkenntnisse in den naturwissenschaftlichen Fächern brauche. „Ich habe mich nie so richtig für Chemie interessiert und habe es in der Schule auch abgewählt, aber man fängt in der Berufsschule relativ von vorne an.“ Das technische Interesse, auch an chemischen Prozessen, dürfe aber trotzdem nicht fehlen. Dadurch, dass es in Deutschland nur acht Brauerberufsschulen gibt, seien die Gruppen zudem sehr bunt gemischt, viele hätten Abitur oder vor der Ausbildung etwas anderes gemacht, junge Leute mit Hauptschulabschluss seien aber ebenfalls dabei. Den Altersschnitt schätzt Störner auf zwischen 17 und Mitte 30. Zudem kämen die Auszubildenden aus diversen Städten, Bundesländern und unterschiedlich großen Brauereien.
Möglichkeiten
Das Schöne an dem Job sei unter anderem die Abwechslung: „Zunächst sind da nur die Rohstoffe, und nach sechs Wochen habe ich das fertige Produkt in der Hand, das ist toll“, erzählt er. Selbstverständlich sollten Menschen, die sich für die Ausbildung interessieren, Bier auch schmecken. „Sonst ist der Beruf eher weniger empfehlenswert„, sagt Störner schmunzelnd. Geruchs- und Geschmacksproben gehören nun einmal zum Bierbrauen dazu.
Die Möglichkeiten nach der Ausbildung seien vielschichtig. Störner möchte sich zum Braumeister weiterbilden. Andere gingen in die Nahrungsmittelindustrie. „In diesem Berufsfeld dreht sich vieles darum, zum Beispiel Tanks sauber zu halten, weil der Geschmack oder die Haltbarkeit eines Bieres durch falsche Reinigung beeinflusst werden können“, erklärt der Bad Rappenauer. Auch die Chancen, nach der Ausbildung im Ausland zu arbeiten, seien sehr gut. „Brauer*innen aus Deutschland werden gerne genommen.“