Wenn Julia Haller ihren Beruf nennt, dann denken die meisten, dass sie es den ganzen Tag mit verliebten Paaren zu tun hat. „Dabei gehört zu dem Beruf der Standesbeamtin noch so viel mehr“, betont Julia, die seit einem Jahr im Heilbronner Standesamt arbeitet. Zum Beispiel? „Geburten, Sterbefälle, Kirchenaustritte, Namensänderungen, Berichtigungsanträge.“ Berichtigungsanträge? „Oft haben wir den Fall, dass ein Kind im Ausland geboren ist, die Eltern aber lieber eine deutsche Urkunde hätten.“
Eins haben alle Aufgaben von Julia Haller gemeinsam: Es geht viel um rechtliche Fragen. „Häufig haben wir auch mit ausländischem Recht zu tun. Denn unsere Gesellschaft wird immer bunter.“ Deshalb eignete sie sich in ihrem Studiengang „Public Management“ an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg neben BWL, Soziologie und Psychologie sehr viel über Recht an. „Privatrecht, öffentliches Recht, Baurecht, eigentlich war es ein Mini-Jura-Studium„, sagt Julia Haller. Und ergänzt: „Bis man im Rechtlichen sicher ist, dauert es.“ Aber man kann auf die Erfahrung von Kolleg*innen zurückgreifen oder sich Hilfe beim Rechtsamt holen. „Jedes Standesamt hat eine Standesamtaufsicht. Bei uns ist es das Rechtsamt.“
Lange Ausbildungsblöcke
Anders als bei einem klassischen dualen Studium waren die Ausbildungsblöcke bei Julia Haller sehr viel länger: Am Anfang hatte sie eine halbjährige Praxisphase bei der Stadtverwaltung in Ludwigsburg. Anschließend war sie eineinhalb Jahre durchgehend an der Hochschule. Danach ging es für ein weiteres Jahr in die Praxis. „Das unterteilte sich in vier Phasen„, erklärt Julia Haller. Sie war in Ludwigsburg, in Abstatt, an der Nordsee in Cuxhaven und in Heilbronn im Einsatz.
Zum Schluss steht das Vertiefungsstudium an, sodass die komplette Ausbildung insgesamt dreieinhalb Jahre dauert. Das Vertiefungsstudium muss übrigens nicht in dem Bereich gemacht werden, in dem man dann später auch arbeitet. Julia Haller machte es im Bereich Baurecht. Anschließend arbeitete sie zwei Jahre lang bei der Ausländerbehörde, bevor sie zum Standesamt wechselte. „Es kommt auch immer darauf an, wo gerade Stellen frei sind. Zum Glück ist das alles nicht ganz so strikt. Mit dem Studiengang Public Management kann man in ganz verschiedenen Bereichen arbeiten.“
Um schließlich als Standesbeamte*r arbeiten zu können, wird man von der Stadt mit einer Urkunde dazu bestellt. Um die zu bekommen, geht es vorab zu einem zweiwöchigen Seminar ins hessische Bad Salzschlirf. Schafft man am Ende die schriftliche Prüfung, dann steht der Arbeit als Standesbeamte*r nichts mehr im Weg.
Vielseitigkeit
Was Julia Haller an ihrem Beruf besonders gefällt, ist die Vielseitigkeit: „Es ist abwechslungsreich. Bei der Eheschließung mache ich Paare glücklich. Ich bin direkt an den Menschen dran und erlebe, wie es ihnen geht. Das macht mich selbst ebenfalls glücklich. Ein Gegenpart dazu ist dann die Arbeit im Büro. Dort empfange ich natürlich auch Kund*innen, schaffe aber oft auch in Ruhe vor mich hin.“
Als Beamtin hat Julia Haller eine 41-Stunden-Woche. Wenn das Standesamt um 8.30 Uhr öffnet, ist sie meistens schon länger als eine Stunde im Büro. Bis 16 Uhr geht die Kernarbeitszeit. Donnerstags, am „langen Tag“, bleibt sie bis 18 Uhr. „Da ist auch echt immer viel los.“
Da Julia Haller in ihrer Freizeit gerne tanzt und drei Kindertanzgruppen leitet, ist ihr die freie Zeit am frühen Abend viel wert. Am meisten Spaß haben ihr übrigens die Hochzeiten auf der Bundesgartenschau gemacht: „Ich finde es einfach total schön, im Freien zu trauen. Und die Kulisse am Neckar ist natürlich auch nicht schlecht.“