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Fischtierarzt*in

Seltener Beruf: Fischtierärzt*in

Guppy, Koikarpfen, Goldfische: Sandra Lechleiter ist eine der wenigen Spezialisten für die schuppigen Patienten.

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Viele Patienten von Sandra Lechleiter haben Schuppen, doch meistens liegt hier nicht das Problem. Die Tierärztin hat sich auf Fische spezialisiert und behandelt vom Guppy bis zum Koikarpfen Zierfische aller Art. Auch Haie und Süßwasserrochen zählen schon mal zu ihren Klienten, wie Lechleiter berichtet.

So ist ihr auch Schwarzspitzen-Riffhai Attila besonders in Erinnerung geblieben: Kurz bevor sie ihn wegen eines Darmvorfalls operieren wollte, hatte sich das Problem von selbst erledigt und der raushängende Darmteil war wieder im Körper des Tieres verschwunden. „So spontan er rausgerutscht war, ist er auch wieder reingeflutscht.“ überhaupt seien Fischkrankheiten sehr abwechslungsreich. „Fischarten sind so unterschiedlich wie Löwe und Elefant“, sagt die Fachtierärztin.

Betäubung

Für die Untersuchung betäubt sie die Fische in der Regel mit Hilfe eines Pulvers, das im Wasser gelöst wird. „An den Reflexen erkennt man, wie tief ein Fisch sediert ist“, erläutert Lechleiter. Danach könne sie an Haut und Kiemen Abstriche machen. Eine Darmspülung sei hilfreich bei der Suche nach Parasiten. Bei größeren Tieren könnten auch einzelne Wunden behandelt werden.

Haltungsbedingte Krankheiten spielten ebenso eine Rolle – wie falsche Ernährung. Oder Schimmelpilze bildeten sich in falsch gelagertem Futter. Immer wieder müsse sie auch bessere Haltungsbedingungen wie größere Becken oder sauberes Wasser anmahnen, erzählt Lechleiter. Sie hat sich entschieden, Zierfische behandeln zu wollen und 1998 eine Praxis gegründet.

Montags und samstags ist sie in ihrer Praxis, dienstags bis freitags tourt sie durch die halbe Republik – die geringe Zahl an Fischärzt*innen (gerade mal 28 deutschlandweit laut Bundesärztekammer) bringt auch ein großes Einsatzgebiet mit sich. Selten habe ein Arbeitstag nur acht Stunden. Dieser Aufwand sei auch ein Grund, warum es an Fischtierärzt*innen mangele. „Mehr Ansprechpartner*innen wären aber nötig“, meint Lechleiter. Manche allgemeinen Veterinär*innen ließen sich fortbilden. Und auch die Fischbesitzer*innen seien gefragt: Weil manche Untersuchungsergebnisse erst nach einigen Tagen vorliegen, bleibt die Tierärztin mit den Halter*innen in Kontakt, die sich etwa um Quarantänebecken kümmern.

Teuer

Ob man bei Fischtierärzt*innen ruft, hänge vom Wert der Tiere ab, sagt Jörg Scherle, Geschäftsführer von Koi Stuttgart. Mit Anfahrt koste ein Einsatz schnell 200 Euro oder mehr. Sandra Lechleiter selbst hält privat Guppys und Goldfische. Und auch komme Fisch bei ihr auf den Teller. „Ich bin natürlich ein leidenschaftlicher Fischesser, weil ich weiß, wie gut die Tiere in Deutschland kontrolliert werden“, so Lechleiter.

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