Wenn man Lisa Lechler fragt, was sie am meisten an ihrer Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten mag, dann sagt sie: „Den Kontakt zu den Menschen. Ich lerne die unterschiedlichsten Fälle kennen, das macht mir Spaß.“

Die 17-Jährige ist im zweiten von drei Ausbildungsjahren bei der Heilbronner Kanzlei Umbach und Kollegen. Rechtsanwaltsfachangestellte arbeiten nicht nur bei Anwälten, sondern auch bei Banken,Versicherungen oder Inkassobüros. Meistens reicht als Qualifikation ein Realschulabschluss, Abitur ist nicht unbedingt nötig. Neben Interesse an Jura sind Deutsch und Mathematik die wichtigsten Schulfächer für die Ausbildung. Lechler hat auch mit Akten zu tun, allerdings bearbeitet die Ludwigsburgerin lieber konkrete Fälle. „Durch die verschiedenen Schwerpunkte der Anwälte bekomme ich aus allen Rechtsbereichen etwas mit“, sagt sie. „Von Arbeits- über Bau-, Miet- bis zum Familienrecht ist alles dabei.“ Dementsprechend hatte sie bereits Mandanten bei sich, die sich über die zu laute Musik des Nachbarn beschwert haben, aber auch Fälle von Kindesmisshandlung.
Kürzel wie BGB, ZPO und RVG gehören zum Alltag
So traurig Fälle mit Kindern auch sind, interessiert sich Lechler für sie aus juristischer Sicht am meisten: „Das Strafrecht hat es mir am meisten angetan.“ Um die Fälle bearbeiten zu können, muss Lechler zum Teil auch dicke Bücher wälzen. Kürzel wie BGB, ZPO (Zivilprozessordnung) und RVG (Rechtsanwaltsvergütungsgesetz) sind für sie keine kryptischen Zeichen, sondern gehören zum Alltag dazu. In der Berufsschule lernt sie in „Berufsfachliche Kompetenz“ die Grundlagen für ihre Arbeit. Den Hauptteil der Zeit ist Lechler aber in der Kanzlei und lernt an konkreten Fällen die wichtigen Paragrafen kennen.
Schnittstelle zwischen Mandanten und Anwälten
Sie hilft gern den Anwälten und Mandanten. „Als Rechtsanwaltsfachangestellte bin ich die erste Anlaufstelle für die Mandanten“, erklärt sie. An dieser Schnittstelle zwischen Mandanten und Anwälten hat sie es mit der Fallbearbeitung, aber auch mit Buchhaltung zu tun. An einem typischen Tag sucht sie Fristen für die Anwälte heraus, bearbeitet Post und Schriftsätze fürs Gericht oder nimmt Stellungnahmen der Gegenseite entgegen.
Zur Kanzlei Umbach ist Lechler nach ihrem Realschulabschluss über eine Anzeige gekommen. „Ich habe mich für das Kaufmännische und Jura interessiert. In der Kanzlei habe ich auch öfters mit Verträgen zu tun, so kann ich beides verbinden“, erzählt sie. Jeder Fall und jeder Mandant ist anders, das mache ihr Spaß. Einmal stand sogar ein Filmteam wegen eines Verkehrsunfalls vor der Tür und interviewte sie. Interesse an Jura, Gewissenhaftigkeit und Verantwortungsbewusstsein sind für Lechler die wichtigsten Fähigkeiten, die man für die Ausbildung mitbringen sollte.
Mit ihrer Ausbildung ist sie zufrieden. Sie kann sich eine Weiterbildung zur Rechtsfachwirtin vorstellen. Damit dürfte Lechler dann eine eigene Kanzlei führen.
Beitrag von Christoph Kraft