Arne Schweikert hebt ein Tuch hoch und berührt mit einem Spachtel eine dunkle Zementmischung, die dabei ist, zu trocknen. Nichts passiert. „Sie war flüssig“, sagt er. Nun hat sie sich verfestigt. Aber nicht genügend. Der 22-Jährige deckt sie wieder zu. Mit der Mischung wird, wenn sie fest ist, ein Ofen gebaut.

Öfen sind heute Statussymbole
Im dritten Lehrjahr macht Schweikert eine Ausbildung als Ofen- und Luftheizungsbauer. Einst waren Öfen eine Notwendigkeit. Heute seien sie exklusive Möbelstücke und Statussymbole, erklärt er. Schweikert muss es wissen. Denn er erlernt den Beruf, den bereits sein Vater, Großvater und Urgroßvater ausübten. „Hafner“ hieß die Berufsbezeichnung einmal. Damit wurden Töpfer bezeichnet, die auch Kacheln herstellten.
Arne Schweikerts Vater, in dessen Fleiner Betrieb der Sohn seine Ausbildung macht, glaubt, dass sich noch mehr dahinter verbirgt, sich einen Ofen ins Wohnzimmer zu stellen: „Mit einem Feuer schafft man im Haus einen Mittelpunkt“, erklärt Robert Schweikert. Die Wirkung beruhige. „In modernen Häusern gibt es häufig keine Wärme, keine Heizkörper mehr.“ Dabei besäßen Menschen einen Wunsch nach Geborgenheit und „Cocooning“.
Den alten gekachelten Ofen, an dem man es sich früher bei der Tante oder den Großeltern gemütlich gemacht hat, gibt es heute kaum noch. Stattdessen werden schlanke freistehende Exemplare oder moderne Variationen der alten Geräte mit Eckbank gewählt.

Der Beruf des Ofenbauers gehört zu den „gefahrengeneigten Handwerken“. Die Wahl der Materialien und Sicherheitsabstände zu Wänden und brennbaren Bauteilen müssen stimmen. Und auch der Abgasaustritt muss regelmäßig überprüft werden. Denn ein nicht richtig gewarteter Ofen kann in gefährlichen Mengen Kohlenmonoxid entwickeln.
Während ihrer Ausbildung befassen sich die Ofenbauer mit der Funktionsweise und dem Bau von Öfen, die mit Holz, Gas oder elektrisch betrieben werden. Sie müssen sich mit Brandschutz auskennen und lernen, obwohl es kaum noch gebraucht wird, das Kachelsetzen. Außerdem üben sie Blechbearbeitung. Die benötigen sie, um die Aschekästen herzustellen.
In Stuttgart besucht der Azubi die Berufsschule. Besonders an dem Handwerk: Ofenbauer vereinen mehrere Berufe in einem. „Maurer, Verputzer und Elektriker“, zählt Arne Schweikert auf. Außerdem müssen sie körperlich fit sein, weil sie auf Dächer steigen. Aber sie sind auch Planer und Gestalter. Den Azubi faszinieren Vorher-Nachher-Projekte, etwa wenn ein alter Ofendurch einen neuen ersetzt werden soll. Kreativität ist dabei gefragt: Mit Hilfe eines Zeichenprogramms wird das 3D-Modell geplant. Anschließend wird der Ofen gebaut, das alte Wohnzimmer so manchmal völlig umgestaltet.

Am meisten mag Schweikert den Kundenkontakt
Nach dem Abitur hat Arne Schweikert bei seinem Vater ausgeholfen. Er entschied, sich in dem Handwerk ausbilden zu lassen. „Ich wollte etwas lernen, was mir später weiterhilft.“ Was der Azubi am meisten mag? „Den Kundenkontakt“, antwortet er schnell – der wurde dem aufgeschlossenen 22-Jährigen sicherlich in die Wiege gelegt.
Beitrag von Marie-Luise Schächtele