Wenn er losfährt, dann nimmt er seine schwarze Werkzeugtasche in die Hand. Darin liegen Akkuschrauber, Quetschzange und Rohrschneider. Erol Ayar steigt in den weißen VW-Bus der Firma ein. Kein normales Fahrzeug: Drinnen liegen in Regalen und Schubladen verstaut unzählige Schrauben und Kabel. „Wir warten Geräte, überprüfen sie, wenn es Störungen gibt, und montieren neue Anlagen“, erklärt er.
Der 23-Jährige macht bei der Firma Prosermo in Abstatt eine Ausbildung als Mechatroniker für Kältetechnik. „Im Sommer bauen wir viele Klimaanlagen ein“, sagt er. Vor allem in dieser Zeit ist viel zu tun. Eine Fehlermeldung, ein Blinken, ein Piepsen: Die Techniker reparieren auch die Geräte. „Manche Kunden verstellen einfach etwas an ihrer Klimaanlage“, sagt Erol Ayar. Solche Störungen kann er schnell lösen. Klima- und Kältetechniker kümmern sich nicht nur um die Elektronik von Privatpersonen, sondern auch um die von Firmen. Sie bauen Kühlräume für Bäckereien und Metzgereien oder errichten Kühltheken für Eisstände. Der Betrieb des 23-Jährigen kümmert sich um Raumkühler und Kühlräume in der ganzen Region und auch mal darüber hinaus.

Viel ausgetestet
Erol Ayar wollte auf gar keinen Fall im Büro sitzen. „Ich habe mich sehr viel umgeguckt“, sagt er. Zuerst wusste er nicht, was er einmal beruflich werden möchte. Aber er machte sich auf die Suche. „Ich habe in die Arbeit des Industriekaufmanns, des Bürokaufmanns und des Informatikkaufmann hineingeschnuppert.“ Bereits während der Realschulzeit absolvierte er mehrere Praktika. Sogar eines im Kindergarten, einem ganz anderen Bereich. Neben der Schule kellnerte und kochte er, um Geld zu verdienen. Auch bei Prosermo arbeitete er drei oder vier Monate lang. „Ich habe meinen Chef gefragt, ob ich auch eine Ausbildung machen kann.“ Er konnte. „Dann ging es relativ flott“, erinnert er sich.
Er arbeitet gerne mit seinen Kollegen zusammen. Im Zweierteam fahren Angestellte und Azubis auf Montage. „Ich habe sehr viel zu tun“, sagt er. Der 23-Jährige geht gerne hinaus und packt etwas an. „Schwieriges finde ich gut, weil mich das fordert.“ Jeden Tag fallen andere Aufgaben an. „Man muss wirklich ackern. Die meisten Azubis haben am Anfang zwei linke Hände. Zu Beginn wollte niemand mit mir unterwegs sein. Jetzt sagen die Kollegen: Gebt mir lieber Erol mit. „Ich habe den Jüngeren aber erklärt, dass das bei mir am Anfang auch nicht immer so war.“
Überstunden
„Wir treffen uns meist so um 6:45 Uhr, trinken Kaffee und reden.“ Die Arbeitszeiten unterscheiden sich. Im Sommer sammeln die Klima- und Kältetechniker Überstunden. „Trotzdem habe ich Zeit, zum Training zu gehen“, sagt Erol Ayar. Der Azubi spielt Fußball. „Im Winter, wenn kaum etwas los ist, gehen wir früher nach Hause. Da arbeiten wir nur von 7 bis 13 Uhr.“ Weil er in Abstatt wohnt, hat er es außerdem nicht weit nach Hause. „Man lernt draußen in der Praxis“, sagt Erol Ayar. Er hat beobachtet, was seine Kollegen bei der Arbeit machten und sich genau aufgeschrieben, wie sie vorgingen. „Am Anfang hatte ich immer einen Block dabei.“ Erol Ayar ist bereits im vierten Jahr. Dreieinhalb Jahre geht die Lehrzeit des Mechatronikers für Kältetechnik offiziell. Im Winter kommt die Abschlussprüfung. „Für die Theorie muss ich viel lernen.“ Alles, was er in den vergangenen Jahren gelernt hat, kann drankommen. Auch eine Praxisübung muss er bestehen.

Erfahrung
In den nächsten Jahren will er Berufserfahrungen sammeln und vielleicht den Meister machen. Ein Plus für Erol Ayar: Kältemechatroniker unternehmen auch Dienstreisen. Der 23-Jährige fuhr schon zu Kunden in den Schwarzwald und nach Frankfurt. „Dann sieht man die Welt“, sagt er. Zehn Wochen im Jahr besucht er seine Berufsschule in Leonberg und hat dort Blockunterricht. Nur zwei Berufsschulen gibt es in seinem Bereich deutschlandweit.
Beitrag von Marie-Luise Schächtele