Paula Frank zielt mit ihrer Kamera in Richtung des eindrucksvollen Bauwerks auf der Neckarinsel gegenüber. Vom Holzsteg beim Restaurant Stadtfischer hat sie den besten Blick auf den umgebauten alten Ölsaatenspeicher und den verschachtelten Würfel aus Glas und Stahl. Die Experimenta: ein Großprojekt für die Stadt Heilbronn.
Keine gute Lichtstimmung
Paula guckt nach oben. Der Himmel ist durchgängig grau, den ganzen Tag über fiel leichter Schnee. Sie hatte auf den seitlichen Lichteinfall der untergehenden Sonne gehofft. Stattdessen versteckt sich die Sonne hinter den Wolken. „Die Lichtstimmung ist nicht gut“, sagte Paula Frank.
Sie machte eine duale Ausbildung zur Fotografin mit dem Schwerpunkt Porträtfotografie beim Stadtarchiv Heilbronn. „Meine Arbeit ist kreativ“, sagte sie. „Ich kann hier immer raus gehen und fotografieren.“ Doch sie ist vom Wetter und Licht abhängig.
Für die Ewigkeit
Sie sollte das Wissenschaftsmuseum für die Ewigkeit dokumentieren. Ein gigantischer Datenschatz aus Aktenmaterial, Fotos, Negativen, Dias, Büchern, Zeitschriften und Dokumenten zu Personen, Institutionen und Themen der Stadtgeschichte wird im Stadtarchiv aufbewahrt. Alles wird in einer unveränderlichen Form festgehalten, abgelegt. Auch die Experimenta soll in das Gedächtnis der Stadt eingehen.
Paula Frank packte ihre Ausrüstung zusammen und ging zum hölzernen Arbeitstisch im zweiten Obergeschoss des Stadtarchivs zurück. Ein Teil der Arbeit von Paula Frank spielt sich am Schreibtisch ab. Sie muss die Fotos, die sie gemacht hat, mit dem Programm Photoshop bearbeiten. Sie schneidet sie zu, wenn der Bildausschnitt, den sie gewählt hat, zu groß geworden ist oder nimmt einen Weißabgleich vor. Auf diese Weise kann sie die Kamera für das spezifische Licht am Aufnahmeort sensibilisieren.
Nicht vergleichbar
„Nachbelichter“ und „Abwedler“ zum Abdunkeln und Aufhellen der Fotos sind Photoshop-Werkzeuge, die an die Vergangenheit der Fotografie erinnern. Sie stammen aus der Zeit, als man noch mit lichtempfindlichen Filmen fotografierte. „Die digitalen Bilder kann man direkt anschauen, ohne, dass etwas passiert“, sagt Paula Frank.
Der Beruf des Fotografen verändert sich. Man könne die Arbeitsweisen hinsichtlich der analogen und der digitalen Fotografie nicht vergleichen. „Ich finde es faszinierend, wie schwer es war und wie einfach es jetzt ist, ein Bild heller und dunkler zu machen.“ Photoshop könne man auch auf sehr hohem Niveau nutzen, gerade im Grafik-Bereich. Das Programm sei sehr komplex. „Ich kann immer noch nicht alles machen, was damit möglich ist“, sagt sie.
Bildrechtliche Fragen
Ein großer Teil von Paula Franks Arbeitszeit geht dafür drauf, die vielen Dias, Negative und Fotoabzüge des Stadtarchivs zu digitalisieren. „Außerdem arbeite ich an Publikationen mit oder liefere der Pressestelle Bildmaterial“, sagt Paula Frank. Andere Abteilungen forderten Fotos bei ihrer Abteilung, der Medienstelle, an. Je nachdem, wofür das Bild gedacht sei, und je nach gewünschter Auflösung scannt Paula Frank die Dias oder Fotoabzüge ein oder fotografiert sie im sogenannten Repro-Raum im Keller des Stadtarchivs mit einer Kamera ab.
„Ich kümmere mich auch um bildrechtliche Fragen“, sagt sie. Der Bestand des Archivs werde in Inventarbüchern festgehalten. Jedes Bild, das darin vermerkt sei, habe eine Nummer. Wenn der Fotograf nicht bekannt ist, macht sie sich auf Spurensuche.
Zwölf Wochen im Jahr hatte Paula Frank an der Berufsschule in Stuttgart mit den anderen Fotoazubis Theorieunterricht. Während die meisten ihrer Mitschüler in Fotostudios arbeiten und täglich im Kontakt mit Kunden stehen, hat Paula Frank bei ihrer Arbeit weniger mit Menschen zu tun. „Dafür ist meine Arbeit sehr vielseitig“, sagt sie. Sie sei eine „Allrounderin“. Zu ihren Aufgaben gehöre deshalb auch die Architekturfotografie.
Hintergrund
Es ist dunkel, die Straßen sind ruhig, die Lichter in den Häusern aus. Die Welt schläft. Die ganze Welt? Nein. In vielen Betrieben ist es aus wirtschaftlichen Gründen unabdingbar, dass auch nachts gearbeitet wird. Nicht nur im Dunkeln, sondern in großen Teilen auch im Verborgenen sorgen zu später Stunde viele Menschen dafür, dass das Leben zu Tage seinen gewohnten Lauf nimmt.