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Hotelfachmann/-frau

Den Gästen etwas Gutes tun

Gina-Marie Kircher arbeitet da, wo andere sich eine Auszeit gönnen - im Vier-Sterne-Hotel. Sie ist im dritten Ausbildungsjahr und wird es bald beenden.

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Marmorböden, eine schwarze Empfangstheke, Glasleuchter tauchen die Empfangshalle des Insel-Hotels in ein warmes Licht. Eine dunkelhaarige Frau in warmer Wolljacke und mit umgehängter Ledertasche betritt die Eingangshalle des Vier-Sterne-Hotels auf der Neckarinsel mitten in Heilbronn. Suchend blickt die Frau sich um, bis sie Gina-Marie Kircher an der Rezeption entdeckt. Erleichtert tritt sie an den Tresen und nennt ihren Namen.

Absoluter Traumberuf

Gina-Marie Kircher macht eine Ausbildung zur Hotelfachfrau. „Ich wollte schon immer in die Hotellerie„, sagt die 19-Jährige. Ihr Vater ist Koch, ihre Oma besitzt eine kleine Wirtschaft. In der Mittelstufe machte sie kurze Praktika im Insel-Hotel und in einem anderen Hotel. „Beim Abschlussgespräch wurde mir vom Insel-Hotel ein Ausbildungsplatz angeboten“, sagt sie. Daraufhin verließ Gina-Marie Kircher das Herzog-Christoph-Gymnasium in Beilstein nach der 10. Klasse.

Die junge Frau spricht Englisch, Französisch und ein bisschen Spanisch. „Englisch muss man auf jeden Fall können.“ Viele Gäste kämen aus England, Frankreich, den USA und aus asiatischen Ländern.

Verschiedene Arbeitsbereiche

„Hier ist kein Tag wie der andere“, sagt sie. 24 Stunden ist die Rezeption besetzt. Die meisten Gäste checken am Abend zwischen 17.30 und 19.30 Uhr ein. Sonntags reisen viele erst ab 19.30 Uhr an. „Ein Professor kommt jeden Sonntag um 23.30 Uhr und schenkt uns eine Tafel Schokolade.“ Gina-Marie Kircher freut sich, wenn Stammgäste ins Haus kommen. „Viele haben ein eigenes Geschäft. Zu uns kommen bekannte Tätowierer und Piercer.“

Macht man eine Ausbildung zur Hotelfachfrau, durchläuft man jeden Arbeitsbereich. Neben Reservierungen gehören Etage, Service und der Bankettbereich zur Ausbildung. Eine wichtige Voraussetzung, um im Service zu arbeiten, ist Genauigkeit, sagt Gina-Marie Kircher. Es gibt viele Regeln. „Messer und Gabel müssen daumenbreit von der Tischkante entfernt liegen, eine Kreditkarte muss hochkant zwischen ihnen hindurchpassen“, nennt sie eine davon. „Zwischen den Weingläsern muss man mit dem Kuli durchkommen“, besagt ein anderes Gastronomen-Gesetz.

Open End

Mit den Arbeiten auf der Etage wird das Sauberhalten der Zimmer und der Abdeckdienst am Abend bezeichnet. „Dazu gehören das Aufschütteln der Betten, das Wechseln der Handtücher und das Entsorgens des Mülls in den Zimmern.“ Auch das überprüfen des Schwimmbads oder Arbeiten in der Wäscherei zählen zur Ausbildung. Bankett nennen Hotelfachleute einen privaten Service für Gäste, oft mit abgesprochenem Menü, etwa bei Geburtstagen oder Tagungen.

„Für die Arbeit als Hotelfachfrau braucht man Organisationstalent„, sagt Gina-Marie Kircher. Es ist ihr wichtig, dass die Gäste sich wohlfühlen. „Zu meiner Aufgabe gehört es auch, den Gästen ein Gericht oder einen passenden Wein zu empfehlen und sie zu ihrem Glück zu zwingen“, sagt sie. Wenn sie an der Rezeption eingesetzt wird, muss sie bis 23.30 Uhr arbeiten. Im Service geht eine Schicht bis „open end„. „Man weiß, wofür man es macht. Man tut den Gästen etwas Gutes“, sagt Gina-Marie Kircher.

Große Pläne

Flexibilität benötigt jede Hotelfachfrau. „Man kann nicht lange vorausplanen.“ Sie müsse sich nach den Dienstplänen richten. „Von 8 bis 17 Uhr zu arbeiten, wäre nicht meins, da bin ich zu eingeschränkt.“ Am Morgen kann Gina-Marie Kircher ausschlafen. „Auf die Weise kann ich vor der Arbeit alles, was anfällt, erledigen“, sagt sie.

Gina-Marie Kircher ist im dritten Lehrjahr und wird es in den nächsten Tagen mit einer praktischen Prüfung beenden. „Nächstes Jahr möchte ich auf die Hotelfachschule in Heidelberg gehen und mich zum Hotelbetriebswirt ausbilden lassen“, sagt sie. Eines Tages will sie selbst Hotelmanagerin werden. Sie hofft, falls das nicht klappt, einmal auf einem Schiff arbeiten zu können.