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Industriemechaniker*in

Bergbau: Chance auf ein neues Leben

Seit dem Frühjahr 2016 bilden die Südwestdeutschen Salzwerke jedes Jahr zwei Flüchtlinge zu Industriemechaniker*innen aus.

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Beim ersten Mal im Förderkorb, erinnert sich Hussein Araj, „da habe ich doch ein bisschen Angst bekommen“. Bis dahin hatte der 31-Jährige aus dem syrischen Aleppo noch nie in einen Bergbaubetrieb von innen gesehen – und nun arbeitet er in einem, den Südwestdeutschen Salzwerken in Heilbronn. Hussein Araj ist einer von mittlerweile sechs Flüchtlingen, die bei der SWS zu Industriemechanikern ausgebildet werden. Über Tage – und unter Tage.

Zusätzliche Ausbildungsplätze

Zu diesem Engagement hat sich die Unternehmensleitung im Frühjahr 2016 entschlossen, erinnert sich Vorstand Ulrich Fluck. „Es geschah unter dem Eindruck des Jahres 2015“, erzählt er. „Wir haben uns gesagt: Wir wollen auch mit anpacken.“ Also wurden zwei zusätzliche Ausbildungsplätze speziell für Flüchtlinge geschaffen. Sie werden seitdem jedes Jahr neu besetzt, so dass inzwischen sechs junge Männer eingestellt wurden. Sie werden zu Industriemechanikern ausgebildet, nicht etwa zu Bergleuten.

Hintergrund ist, dass während der Ausbildung noch nicht feststeht, ob sie in Deutschland bleiben können, erläutert Fluck. „Daher wollen wir sie in einem Beruf qualifizieren, den sie notfalls auch in ihrem Heimatland anwenden können.“

Spaß an der Arbeit

Dies traf zum Beispiel auf Rabie Sikel zu: Der 32-Jährige kommt aus Algerien und startete 2016 seine Ausbildung. Er bereitete sich auf die Zwischenprüfungen vor, ehe die Abschlussprüfung bevorstand.  Sikel würde gerne hier bleiben. „Das Arbeitsklima ist gut, die Kollegen sind nett“. Die Arbeit, also die Wartung von Maschinen und Anlagen über und unter Tage, mache großen Spaß. „Und wir haben viel Unterstützung von den Salzwerken.“ Jeder Flüchtling erhält einmal wöchentlich Deutsch– und MatheNachhilfe, zumal manche zuvor in ihrem Heimatland nur wenige Jahre die Schule besucht haben. Es gibt außerdem vom Unternehmen Hilfestellungen bei Behördengängen.

Chancen auf Übernahme

Drei der sechs jungen Männer lebten sogar in einer WG in einer unternehmenseigenen Wohnung in Kochendorf zusammen – mit Rabie Sikel und Hussein Araj wohnte der Somalier Jama Abdiwahid. Dieser litt besonders unter seiner Situation: Seine Frau und seine Kinder hängten zur Zeit irgendwo in Afrika fest. „Persönlich belastende Dinge machen das Lernen nicht einfacher“, sagt Sylja Reimold. Und auch Abdiwahid war froh über seine Stelle: „Ich habe in Heilbronn viele somalische Freunde“, erzählt er. „Aber niemand hat die Chance, die ich hier habe.“

Auf einen guten Notenschnitt komme es nicht unbedingt an, ergänzt Ulrich Fluck: „Wir kennen die jungen Leute ja. Und beim Handwerklichen fallen sie gegenüber den anderen Auszubildenden nicht groß ab.“ Auch im nächsten Ausbildungsjahr sollen daher wieder zwei Flüchtlinge eingestellt werden, kündigt Ulrich Fluck an. Die Vermittlung läuft dabei in der Regel über die Heilbronner Agentur für Arbeit.

Allerdings starten die jungen Leute inzwischen nicht gleich in die Ausbildung sondern absolvieren zunächst ein Einstiegs– und Qualifizierungsjahr. Insgesamt gibt es im Konzern an allen Standorten damit 52 Auszubildende, von Bergarbeiter*innen bis zu kaufmännischen Berufen. Und die Chancen auf eine Übernahme sind zumindest in Heilbronn und Kochendorf recht gut.