Eigentlich war für Ibrahim Ilik alles klar: Eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker sollte es sein. über ein Praktikum hatte er seinen Ausbildungsbetrieb gefunden und das erste Lehrjahr bereits absolviert. Dann der Schock: Die Firma ging insolvent. Die Ausbildung in einem der beliebtesten Berufe im Handwerk war plötzlich geplatzt. Was sollte Ilik nun tun?
Individuelle Hilfe
Bei der Agentur für Arbeit rät man dem damals 20-Jährigen sich an die Handwerkskammer zu wenden. So landet er bei Peter Bauer. Gemeinsam mit Kollegin Lisa Büchele ist er Berater des Programms „Passgenaue Besetzung“ bei der Handwerkskammer. Sie sorgen dafür, dass solchen Spezialfällen wie Ibrahim Ilik individuell geholfen wird.
„Eigentlich können wir bei Kfz-Mechatronikern nur abwinken“, erinnert sich Bauer. Die begehrten Ausbildungsplätze seien meist alle frühzeitig besetzt, kurzfristig sei da nichts zu machen. Doch in diesem Fall greift er doch zum Telefon. Mit Erfolg: Drei Zusagen bekommt Ibrahim Ilik von Betrieben, die wollen, dass er seine Ausbildung bei ihnen fortsetzt. „Das hat mich überrascht. Ich hatte damals fast zwei Jahre nach einem Ausbildungsplatz gesucht“, freut sich der Neckarsulmer. Entschieden hat er sich für die Hans Pischinger GmbH in Neckarsulm. „Da habe ich mich gleich am wohlsten gefühlt“, so Ilik.
Direkter Draht
Ein direkter Draht zu Ausbildungsbetrieben: „Das ist ein großer Vorteil der passgenauen Besetzung“, unterstreicht Lisa Büchele. Die Berater*innen kennen viele Handwerksbetriebe, haben den direkten Draht zu ihnen und können schnell Kontakt herstellen. Dabei helfen die Berater auch, die Berufe zu finden, die zu den Fähigkeiten des Bewerbers passen. Sie zeigen Alternativen zu Wunschberufen auf oder geben Tipps für die Bewerbungsunterlagen. Fälle, wie der von Ibrahim Ilik, beschäftigen die beiden Berater derzeit häufiger: Wegen der wirtschaftlichen Unsicherheit werden manche Ausbildungsverhältnisse aufgelöst oder kommen nicht zustande. Doch beide Berater betonen: Es gibt auch jetzt noch die Möglichkeit, in eine Ausbildung oder ein Praktikum zu starten. Wichtig sei aber, flexibel zu bleiben: „Wer gerne schraubt, sollte etwa statt des Kfz-Mechatronikers auch mal den Land- und Baumaschinenmechatroniker ins Auge fassen“, erklärt Peter Bauer.
Sehr gefragt
Auch für Betriebe auf der Suche nach Auszubildenden sind die Berater da. Diesen Sommer waren sie sehr gefragt. „Da kaum Berufsorientierung an Messen oder an Schulen stattfinden konnte, haben viele noch kurzfristig nach Azubis gesucht“, so Bauer. Dazu komme, dass viele Schulabgänger*innen in der Krise lieber weiterführende Schulen besuchen, statt in einen Beruf zu starten. „Wer einen guten Haupt- oder Realschulabschluss hat, kann mit einer Ausbildung mehr erreichen als mit einem weiteren Schulabschluss“, findet Peter Bauer.