406946_small_default_1sn6hA_vJkC3Z
Teilen Drucken

Medientechnologe/-in

Farben und Feinarbeit: Die Ausbildung zum Medientechnologen

Nicht Zeitungen oder Magazine druckt er, sondern Verpackungen. Tim Sander machte eine Ausbildung zum Medientechnologen/Drucker.

406946_small_default_1sn6hA_vJkC3Z

Mit Ohrstöpseln und Sicherheitsschuhen führt Tim Sander durch einen der Produktionsräume der Verpackungsdruckerei Multi Packaging Solutions in Obersulm. Sorgfältig überprüft er die fertigen Produktbögen mit einer Lupe nach Druck- und Rechtschreibfehlern, spachtelt Farbe und setzt Druckplatten ein.

Ausbildung zum Medientechnologen

Im September 2017 hat Tim seine Ausbildung zum Medientechnologen/Drucker begonnen. Insgesamt dauerte die Ausbildung drei Jahre. „Es wird mir hier nie langweilig, die Arbeit ist sehr abwechslungsreich“, berichtete Sander und erzählte von seinem Arbeitsalltag. „Weil ich noch minderjährig bin, arbeite ich die Schicht von 6 bis 14 Uhr.“ Seine Drucker-Kollegen wechseln ihre Schichten wöchentlich, neben Sanders Dienst müssen die Zeiten von 14 bis 22 Uhr und 22 bis 6 Uhr abgedeckt werden.

Als erstes bereite er alles vor, sagt Sander, schaue, dass die Maschine gut laufe, stelle das Material und die Farbe zusammen. „Außerdem helfe ich dem Drucker manchmal bei der Kontrolle der ausgedruckten Bögen. Zwei Paar Augen sehen immer mehr als nur eins und ich finde öfter etwas, das er übersehen hat oder andersrum.“

Nicht ohne

Bei einem eintägigen Probetag schnupperte der Jugendliche vor ein paar Jahren in den Auszubildenden-Alltag hinein, sein Interesse war geweckt. „Es fasziniert mich immer wieder, was diese Druckmaschine alles kann, wie komplex sie ist. Das Farbenmischen ist auch nicht ohne, macht aber Spaß.“ Voller Begeisterung erzählt er von den unterschiedlichen Farbtönen, Papierarten und davon, wie schwierig es ist, die richtige Mischung zu finden. „Da gibt es ein sehr dunkles Grün, das gedruckt von braun nicht zu unterscheiden ist“, weiß er. Zudem sei Magenta eine eher bläuliche Farbe, obwohl sie flüssig eher wie pink aussehe. „Ein Gramm Farbe kann beim Endprodukt einen riesigen Unterschied machen.“

Noch dazu spiele das Material eine große Rolle, ob die Farbe nun auf gelbliches oder bläuliches, glänzendes oder mattes Material gedruckt werde.

Hohe Standards

Da Tim Sander hauptsächlich mit Süßwarenverpackungen zu tun hat, für die es sehr strikte Sauberkeits-Vorschriften gibt, ist sein Produktionsraum Hygiene-Bereich. Sobald man ihn verlässt, müssen Hände gewaschen und desinfiziert werden, anschließend geht es durch die Hygieneschleuse. „Die Standards sind sehr hoch, Haarnetze tragen ist extrem wichtig und ab zehn Millimetern Bartwuchs gibt es auch eine Barthaube“, erklärt der Jugendliche aus Obersulm.

Die Süßwarenverpackungen seien ein gutes Beispiel für Dinge, die vermutlich immer gedruckt werden müssten. Viele Menschen verbänden mit dem Beruf des Druckers noch das Drucken von Zeitungen und Magazinen und glaubten, das würde bald nicht mehr gebraucht. Dabei gebe es viele Dinge, die bedruckt werden: Verpackungen, Alltagsgegenstände – fast immer hielten wir etwas mit einem Aufdruck in den Händen.

Geduld und Kreativität

„Auch wenn die Maschine hochintelligent ist, wird der Drucker sie auch in Zukunft immer noch bedienen müssen“, betont Sander. Die Vorstellung, Medientechnologen drückten lediglich auf einen Knopf und könnten sofort das fertige Produkt bestaunen, entspreche demnach ebenfalls nicht der Realität. „Manchmal ist der Beruf richtige Detektivarbeit“, meint der 17-Jährige. Könne man den Fehler nicht sofort finden, selbst nach dem Waschen und Wechseln der Druckplatten, werde die Suche manchmal ein bisschen nervenaufreibend. Geduld und Kreativität bei der Lösungsfindung würden da helfen.

„Manchmal liegt es auch an der Hitze im Sommer. Das Material ist sehr temperaturempfindlich.“ Alles müsse stets bei 25 Grad Celsius gelagert werden.

Erfahrung sammeln

Und nach der Ausbildung? „Erst einmal Erfahrung als Drucker sammeln, es gibt so viel zu entdecken.“ Seine Station sei der erste Schritt in der Produktion und da wolle er erst einmal bleiben, um die Veredlungsschritte mit Kaltfolie oder Prägungen mit Heißfolie sowie das Farbenmischen zu perfektionieren. Um bei den Farben richtig gut zu werden, brauche man jahrelange Erfahrung.

Sander mag besonders die Handarbeit, das Technische und das Wissen, wie man die Maschine auch reparieren kann. In diese Richtung möchte er in Zukunft vielleicht weitergehen, aber jetzt steht erst einmal die Zwischenprüfung an.

Hintergrund

Es ist dunkel, die Straßen sind ruhig, die Lichter in den Häusern aus. Die Welt schläft. Die ganze Welt? Nein. In vielen Betrieben ist es aus wirtschaftlichen Gründen unabdingbar, dass auch nachts gearbeitet wird. Nicht nur im Dunkeln, sondern in großen Teilen auch im Verborgenen sorgen zu später Stunde viele Menschen dafür, dass das Leben zu Tage seinen gewohnten Lauf nimmt.