Er hatte es so gut wie in der Tasche: das Abitur. Nur noch eine mündliche Prüfung stand an, dann war’s das mit Mathe pauken und Hausaufgaben machen. Die schulische Laufbahn? Endlich vorbei. Ein großer Ballast, der von dem Abiturienten Lukas Psyk abfiel. Doch was tun nach dem Abschluss?
Fernweh
Mit dieser Frage hat sich der Böckinger unlängst beschäftigen müssen. „Wirklich wissen tue ich es noch nicht“, sagte der damals 17-Jährige. Zwei Praktika hatte er bereits absolviert. Die hätten ihm aber eher gezeigt, was er nicht werden wolle.
Sich dennoch gleich in eine Ausbildung oder Studium stürzen? „Das kam für mich nicht in Frage.“ Wie wäre es also mit einem Auslandsjahr? „In meiner Klasse gibt es einige, die jetzt nach dem Abi zum Beispiel Work and Travel machen, auch ich bin vom Auslandsgedanken schnell angetan gewesen“, erzählt Lukas Psyk.
Durch Stöbern im Internet ist der Schüler dann zufällig auf „weltwärts“ gestoßen, einem entwicklungspolitischem Freiwilligendienst im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. „Das Programm hat mich sofort angesprochen“, sagt er begeistert. „Also hab ich mich einfach beworben.“ Das Zielland war dabei schnell ausgemacht: Argentinien.
Warum? „Meine Familie und ich sind schon immer sehr von der spanischen Kultur begeistert gewesen.“ Kein Wunder also, dass die Sommerferien oftmals ebenda verbracht wurden. „Auf Argentinien bin ich allerdings durch meinen Lehrer, der von dort stammt, gekommen“, erklärte Lukas. „Er hat sozusagen durch seine eindrucksvollen Erzählungen mein Feuer für das Land entfacht.“ Atemberaubende Landschaften, die lateinamerikanische Kultur: Das ist Argentinien.
Argentinien ist aber auch „relativ ärmliche Verhältnisse, nicht asphaltierte Straßen, Wasser aus Brunnen schöpfen“, weiß Lukas Psyk.
Doch genau dorthin hat es ihn für ein Jahr verschlagen. „Ich werde nahe der Metropolregion Buenos Aires das Projekt „worldwide volunteers“ unterstützen.“ Das heißt: Leben mit den „ärmsten der ärmsten“.
Für die hat er dann kaputte Möbel repariert, Dachziegel ausgetauscht und neue Häuser gebaut. „Meine Aufgaben werden hauptsächlich im handwerklichen Bereich sein. Das kann ich jetzt nicht so gut, aber ich bin ja auch dort, um zu lernen“, betont Lukas Psyk.
Soziale Ader
Am meisten freute er sich aber auf die Begegnung mit den Argentiniern: „Trotz der schwierigen Lebensbedingungen sprühen die Menschen geradezu vor Lebensfreude, der Alltag mit ihnen wird eine absolut einzigartige Erfahrung für mich werden.“
Diese hat der Abiturient auf seinem Blog festgehalten. „So kann ich auch mit meiner Familie und Freunden in Kontakt bleiben und sie immer up-to-date halten.“
Heimweh
Ein wenig „Angst“ vor Heimweh hatte er schon: „Wenn ich daran denke, ein Jahr lang keine Brezeln oder Spätzle essen oder durch Heilbronn gehen zu können, dann werde ich schon etwas wehmütig.“ Doch sein soziales Engagement war größer. Lukas Psyk: „Ich will Hilfe dort anbieten, wo sie auch benötigt wird – und dabei etwas für mein eigenes Leben lernen.“ Kostenpunkt für diese Erfahrung: 11 000 Euro.
Doch finanziert wird der Freiwilligendienst zu 75 Prozent vom Bundesministerium, für die restlichen 25 Prozent muss das Projekt worldwide volunteers aufkommen. „Ich versuche aber, einen Eigenanteil dazu zu geben“. Dafür war Lukas Psyk vor seiner Abreise noch auf der Suche nach Spendern, die die Sache unterstützen.