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Eine Frau an der Spitze

Nicole Graf ist Rektorin der DHBW Heilbronn. Sie rät Studentinnen, Vertrauen in sich zu haben.

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Es ist 11 Uhr morgens, und im Büro von DHBW-Rektorin Nicole Graf scheint die Welt Kopf zu stehen: Bei der Sitzung der kleinen Leitungsrunde, dem engen Führungsteam der dualen Hochschule Heilbronn, sind Frauen in der Mehrzahl. Mit Rektorin Nicole Graf und Verwaltungsdirektorin Brigitte Spriegel sind zwei der drei Entscheider weiblich. Lediglich der Stellvertreter der Rektorin, der Prorektor und Dekan der Wirtschaftsfakultät Otto Weidmann, ist ein Mann. Dasselbe gilt für seinen designierten Nachfolger Tomás Bayón. Auch im großen Leitungsteam sind Frauen in der Mehrzahl: Fünf von sieben Positionen besetzen Frauen.

Gerechtigkeit

Erst Ende Mai hat sich die Große Koalition auf eine Frauenquote für die Vorstände von großen Unternehmen in Deutschland geeinigt. Hat ein Unternehmen vier Vorstandsmitglieder, muss mindestens eines davon eine Frau sein. Das Leitungsteam der DHBW ist zwar kein Unternehmensvorstand, trotzdem sind die Geschlechterverhältnisse hier umgekehrt. „Es ist mir ein großes Anliegen, Frauen und die Geschlechtergerechtigkeit in Organisationen zu fördern“, erklärt Nicole Graf im Gespräch zwischen zwei Terminen. „Wir suchen den besten Mann oder die beste Frau für eine Stelle. Und das sind bei uns häufig Frauen.“

Stolz berichtet die Rektorin, dass 30 Prozent der Professoren an der DHBW Frauen sind. In den vergangenen fünf Jahren ging die Hälfte der Professuren an Frauen. „Damit sind wir führend innerhalb der DHBW und liegen deutlich über dem Landesdurchschnitt.“ Dieser lag in Baden-Württemberg im Jahr 2019 bei 22,7 Prozent.

Als Rektorin ist Nicole Graf auch Teil des Berufungsausschusses. „Mit den Gremienmitgliedern stimme ich ab, welche Bewerber geeignet sind oder zu Probevorlesungen eingeladen werden“, erklärt Graf. Teil des Berufungsausschusses sind auch die Gleichstellungsbeauftragte und eine weitere Professorin als Sachverständige. „So wollen wir vermeiden, dass überwiegend Männer berufen werden.“

Talentiert

Denn die bestehenden Anteile von Frauen in Führungspositionen hätten gezeigt, dass Frauen immer noch unterrepräsentiert sind. Zudem würden sie in vielen Unternehmen in Führungspositionen kritischer beobachtet oder beurteilt werden als Männer. Diese würden auch versuchen, Frauen in Führungspositionen herauszufordern.

Wichtig sei es, dem gegenüber eine gewisse Gelassenheit zu entwickeln, rät die Rektorin. Schließlich seien die Frauen in diese Position gekommen, weil sie kompetent sind. „Junge Frauen sollten Vertrauen in sich und ihre Leistungsfähigkeit haben. Ich kenne viele talentierte junge Absolventinnen.“

Hintergrund

Der hohe Anteil von Frauen in Führungspositionen an der DHBW geht einher mit einer aktiven Gleichstellungsarbeit. Die Hochschule ist als familienfreundlich zertifiziert und schafft somit ein geeignetes Umfeld. Hinzu kommen Projekte wie Vorträge, Ausstellungen und Seminare, die sich mit Geschlechtergerechtigkeit und Rollenbildern auseinandersetzen. Dabei sollen auch eigene Einstellungen reflektiert werden.