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Das Corona-Jahr lernender Erzieher

Wollen in Kindergärten arbeiten: Lisa Knöppel und Rico Kucher besuchen die Katholische Fachschule für Sozialpädagogik in Neckarsulm.

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Quarantäne, Fernunterricht, feste Gruppen: Corona spiegelt sich auch in der Ausbildung zum Erzieher wieder. Von ihren ersten Monaten berichten Lisa Knöppel und Rico Kucher, die die Katholische Fachschule für Sozialpädagogik in Neckarsulm besuchen.

Wollen in Kindergärten arbeiten: Lisa Knöppel und Rico Kucher besuchen die Katholische Fachschule für Sozialpädagogik in Neckarsulm. Foto: Simon Gajer

Regeln

Die strengen Regeln beeinflussen die Arbeit in den Kitas. Manches ist schon lange so nicht mehr möglich, wie man es kennt. Beispielsweise die intensiven Gespräche mit den Eltern. Diese Rückmeldungen fänden oft nur noch per Videokonferenz statt. „Das bekommen wir dann nicht mit“, erzählt Lisa Knöppel, die im ersten Jahr eine Praxisintegrierte Ausbildung (PIA) macht. Auch der Alltag in den Kitas ändert sich. „Singen dürfen wir immer noch nicht“, bedauert Rico Kucher, der im ersten Jahr der klassischen Ausbildung ist. „Das gehört zu einer Kita.“ Die Besuche von außerhalb fallen weg. Polizisten, die mit dem Einsatzwagen vorfahren und das Blaulicht einschalten. Oder die Feuerwehr. „Das geht gerade nicht“, erzählt der 19-Jährige. „Das ist schade.“ 

In Kitas müssen Erzieher stellenweise eine Maske tragen. „Das ist kein Problem“, sagt Rico Kucher. Sprachförderung sei ohne möglich, erzählt er. Allerdings wirkt sich die Pandemie stellenweise aufs Privatleben aus. In Kitas treffen viele Familien aufeinander. Kann in den Einrichtungen Corona übertragen werden? Lisa Knöppel sorgte sich und hat deshalb die Kontakte im Privatleben zurückgeschraubt. „Ich hätte mich nicht wohlgefühlt, hätte ich Corona eingeschleppt.“

Kitas sehen wegen der Pandemie oft anders aus als zuvor. Beispielsweise gehört zu manchem Konzept ein offenes Haus, in dem die Kinder sich frei zwischen den Räumen bewegen können. Jetzt gelten feste Gruppen mit festen Erziehern. Das habe seine positiven Seiten, sagt Lisa Knöppel. „Wir haben stellenweise eine Eins-zu-Eins-Betreuung.“ Eine Erzieherin, ein Kind: „Man lernt die Mädchen und Jungen intensiver kennen“, erzählt die 36 Jahre alte Bad Rappenauerin.

Und: Die angehenden Erzieher haben gelernt, auf Änderungen zu reagieren. „Ich bin um einiges flexibler geworden“, sagt Rico Kucher. Und etwas fehlte: Üblicherweise werden angehende Erzieher im ersten Jahr krank. Abstand halten, regelmäßig Hände waschen, regelmäßig lüften. Den beiden blieb die heftige Krankheit erspart. „Die AHL-Regeln haben uns geschützt“, sagt Rico Kucher.

Glück

Thomas Ochs, der die Schule leitet, ist dankbar, dass die Einrichtung bislang ohne Quarantäne durch die Corona-Monate gekommen ist. Musste ein Schüler wegen Corona in Quarantäne, so geschah das entweder in den Ferien oder in Wochen ohne Schulkontakt. „Wir hatten wirklich Glück“, weiß auch Lisa Knöppel. Dennoch: Das Haus hat auf die Pandemie bei der Ausbildung reagiert. War es früher üblich, manchmal tageweise zwischen Unterricht und Praxis in den Kitas zu wechseln, gibt es mittlerweile nur noch längere Block-Praktika. So wolle man es den Schülern ermöglichen, dass sie im Falle einer Quarantäne auf ausreichend Kita-Erfahrungen kommen. „Ohne Praktikum kann kein Schuljahr beendet werden“, sagt Thomas Ochs. 

Beitrag von Simon Gajer